10.000 Bäume für Markranstädt: Wie die Leipziger Stadtwerke zum Klimaschutz beitragen

von Simone Liss | 21.04.2024

Zum Tag des Baums am 25. April greifen viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Stadtwerke für den Klimaschutz zu Spaten und Schaufel, um die ersten 3.000 von 10.000 Setzlingen auf der „Kippe Kulkwitz" zu pflanzen.

Grüne Blätter an einem Baum
Förster Olaf Kroggel beim Aufforsten.

Förster Olaf Kroggel begleitet die Baumpflanz-Aktion der Leipziger Stadtwerke.

Tief verwurzelt und weit verzweigt sind unsere Bäume. Doch der Klimawandel setzt vielen von ihnen zu. Erst recht, wenn sie auf ehemaligen Abraumhalden oder Hochkippen – Relikten des Braunkohleabbaus, wie es sie zu Hauf in der Region Leipzig gibt – stehen. Hybrid-Pappeln, Birke, Erle und Robinie halten Wind, Wetter, Wasserknappheit und Pilzbefall auf den Hochplateaus nur noch schwer stand. Einen regelrechten Kahlschlag gab es zuletzt im Pappelwald auf der „Kulkwitzer Kippe“, einer Hochhalde zwischen Markranstädt und Göhrenz am Westufer des Tagebausees.

Hier wollen sich Mitarbeiter der Leipziger Stadtwerke am 25. April, zum Tag des Baums, an der Wiederaufforstung aktiv beteiligen: 3.000 Setzlinge von 10.000 sollen unter Anleitung von Olaf Kroggel, Förster bei der Stiftung Wald für Sachsen, in die Erde gebracht werden – Vogelkirsche, Roteiche, Berg-Ahorn, Gemeine Eberesche, Hainbuche und Wildapfel.

Mischwald statt Monokultur: So sorgen die Leipziger Stadtwerke für Vielfalt

Mischwald statt Monokultur – der Vorteil liegt auf der Hand: „Mischwälder, die abwechslungsreich aus vielen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen, auch verschiedenen Alters bestehen, haben viele Vorteile gegenüber Monokulturen: Die Artenvielfalt ist größer, nicht nur unter den Bäumen, sondern auch bei den Pflanzen und Tieren, die den Wald ihr Zuhause nennen“, so Kroggel. „Mischwälder werden effektiver mit Licht, Wasser und Nährstoffen versorgt und sind weniger anfällig gegenüber Schädlingen. Sie sind vom Boden bis zur Krone widerstandsfähiger und halten klimatische Veränderungen und extreme Wetterereignissen besser Stand“, sagt der 52 Jahre alte Waldhüter. Seit 24 Jahren ist Kroggel als Förster aktiv. Für ihn spielten die Gestaltung von Landschaften, der standort- und klimaangepasste Umbau der Wälder und Forste stets eine tragende Rolle. Dabei hat er viel Erfahrung gesammelt.

„Die verschiedenen Baumarten in einem Mischwald haben unterschiedliche Kronenformen und Wurzelsysteme, aber auch Wuchs- und Zersetzungsdynamiken. Sie wachsen unterschiedlich hoch, tief, schnell, langsam und binden in ihrer Vielfalt und Langlebigkeit Kohlenstoff länger und besser als einjährige Pflanzengesellschaften. Die Artenvielfalt wirkt sich hinsichtlich CO2-Speicherung positiver aus.“ Geht der Plan für die „Kulkwitzer Kippe“ auf, wird in ein paar Jahren ein artenreicher, klimaresilienter Wald zur Naherholung am See stehen. Baumarten wie Vogelkirsche, Roteiche, Berg-Ahorn, Gemeine Eberesche, Hainbuche, Eiche und Wildapfel prägen künftig das Waldbild. Für die Abraumhalde ein Gewinn: „Kippen sind extreme Standorte – spaßeshalber vergleichbar mit der Kasachischen Wüste. Meist wurde hier alles verkippt – von Rollkies bis Schwarzerde. Diese Böden haben eine extrem inhomogene Boden- und Nährstoffqualität. Ein standortangepasster Mischwald, wie er hier entsteht, kann da langfristig Abhilfe schaffen“, so Kroggel.

Mehr als 8.000 Bäume in 25 Jahren - Leipziger Stadtwerke machen sich für nachhaltige Stadtentwicklung stark

Zwei Gießkannen mit dem Schriftzug "Mein Baum für Leipzig".

Seit mehr als 25 Jahren engagieren sich die Leipziger Stadtwerke für die Aktion baumstarke Stadt in Leipzig.

Bis dahin ist Geduld gefragt. Die ersten 3.000 Setzlinge der Leipziger Stadtwerke reichen für knapp einem Hektar Wald. Insgesamt braucht es rund 180.000 Setzlinge, um den Wald auf der Kippe umzubauen. Doch Kroggel ist zuversichtlich, dass insgesamt 10.000 Setzlinge ein guter Anfang sind: „Das Saatgut, aus dem die Setzlinge in der Zeischaer Baumschule angezogen worden sind, ist autochthon, stammt also aus einem Wuchsgebiet, welches dem Standort Markranstädt entspricht. Ein Vorteil von autochthonem Saatgut ist die genetisch bereits fixierte Standortsstabilität gegenüber den typischen regionalen Bedingungen.“

Dass die Leipziger Stadtwerke einen grünen Daumen haben, beweisen sie bereits seit mehr als 25 Jahren: So lange engagiert sich der kommunale Energiedienstleister bereits für die Aktion baumstarke Stadt und steht Pate für hunderte Bäume in Leipzig. Insgesamt sind mehr als 8.000 Bäume bis 2022 für die Initiative gespendet worden – von Familien, Schulklassen, Teams, Unternehmen – allein 1075 Bäume im Jahr 2021. „Die Leipziger Stadtwerke waren 1997 das Unternehmen, das die erste Baum-Patenschaft übernommen und damit etwas Wegweisendes für das Klima der Stadt getan hat. Daraus ist eine Tradition geworden, die uns mit großer Freude erfüllt. Es liegt in unserer Verantwortung, Leipzig liebens- und lebenswerter zu machen. Leipzigs Parks und seine Bäume leisten einen wesentlichen Beitrag dazu“, sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke.

„Wir sind eng verwurzelt mit der Stadt und wollen das Beste für sie. Dafür initiieren und unterstützen wir auch Projekte, die zu mehr Biodiversität und größerer Artenvielfalt beitragen. Zudem wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Denn als kommunaler Energieversorger liegt uns die umfassend nachhaltige Entwicklung unserer Stadt besonders am Herzen. Und diese besteht nicht allein in der Wertschöpfung aus Strom und Wärme. Sie umfasst neben dem Umweltschutz auch das Engagement und die Leidenschaft für viele Initiativen, die den Lebenswert unserer Stadt erhalten – mit sozialen Projekten über Sport, Bildung und Kultur", sagt Anne Fischer, Nachhaltigkeits-Managerin der Leipziger Stadtwerke.

Tempo, Tempo: Wann wachsen Bäume am schnellsten?

Das Wachstum von Bäumen hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren wie der Umgebungstemperatur, den Lichtverhältnissen und der Bodenbeschaffenheit ab. Dennoch zeigt sich, dass es Arten gibt, die schneller wachsen als andere. Die meisten Bäume wachsen laut einer Studie des Schweizer Ökophysiologen Roman Zweifler um die 20 Zentimeter im Jahr. Generell wachsen Bäume im Frühjahr zunehmend mit einem Spitzenwachstum von April bis etwa Mitte Juni und einem meist starken Rückgang kurz vor der Sommersonnenwende im Juni.

Doch nicht nur die Jahreszeit ist entscheidend für das Wachstum, sondern auch die Uhrzeit. Die Rotbuche gehört beispielsweise zu den Frühaufstehern. Sie erreicht ihren größten Wachstumsschub um ein Uhr nachts. Waldkiefer, Gemeine Fichte und Flaumeiche hingegen starten etwas ruhiger in den Tag und wachsen erst ab der Morgendämmerung. Alle anderen Arten erreichen ihre Wachstumsspitzen zwischen zwei und sechs Uhr am frühen Morgen, während sie in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden zwischen 14 und 16 Uhr ihre Wachstumsminima aufweisen.

Roteiche - die Sprinterin unter den Bäumen

  • Vogelkirsche - die Mittelstreckenläuferin: wächst zwischen 30 und 60 Zentimeter pro Jahr
  • Roteiche - die Sprinterin: wächst zwischen 60 und 90 Zentimeter pro Jahr
  • Berg-Ahorn - der Mittelstreckenläufer: wächst zwischen 30 und 60 Zentimeter pro Jahr
  • Gemeine Eberesche - die Mittelstreckenläuferin: wächst zwischen 40 und 50 Zentimeter pro Jahr
  • Hainbuche - die Kurzstreckenläuferin: wächst zwischen 20 und 40 Zentimeter pro Jahr
  • Wildapfel - der Langstreckenläufer: wächst zwischen 25 und 60 Zentimeter pro Jahr

Hintergrund: Sämling, Setzling, Steckling

Aus einem Pflanzensamen wächst zuerst ein Sämling heran. Sobald dieser Sämling heranwächst, wird er zu einem Setzling. Diesen Setzling kann man dann später ausgepflanzt werden. Der Begriff „Steckling“ hat nichts mit den Wachstumsphasen einer Pflanze zu tun. Ein Steckling ist ein Teil einer Pflanze (Blatt, Trieb, Wurzel oder Stamm), den man in ein Glas Wasser oder Erde steckt, um die Pflanze zu vermehren.

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