Treffpunkt Deutsch: Wie das Leipziger Leben Schule macht

von Simone Liss | 25.03.2024

Die richtigen Worte finden – vielen fällt das nicht leicht. Erst recht nicht, wenn ihre Muttersprache eine andere ist.

Eine Ausgabe vom Leipziger Leben liegt auf einem Tisch.
Mehrere Personen sitzen an einem Tisch und schauen sich etwas an, das in der Mitte des Tisches liegt.

In der Volkshochschule lernen Brenna, Limei und Karla gemeinsam mit Almute Möller (v.l.n.r.).

Doch es gibt Menschen wie Almute Möller und Möglichkeiten wie das „Leipziger Leben“ – das Bürgermagazin der Leipziger Gruppe –, die weiterhelfen: mit Ideen, lesenswerten Texten, starken Schlagzeilen und wertvollen Tipps. In Ausgabe 2/2023 des Magazins „Leipziger Leben“ wurde beispielsweise das Leipziger Migranten-Netzwerk „The Leipzig Glocal“ thematisiert. Für Almute Möller eine gute Gelegenheit, den Beitrag mit ihren Kursteilnehmerinnen zu teilen. Die Expertin für Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache unterrichtet unter anderem an der Volkshochschule Leipzig Frauen wie Karla (30) und Brenna (41) aus den USA sowie Limei (31) aus China.

Sprache – der Schlüssel zur Integration

VHS-Kurs

Über sich hinaus wachsen alle Teilnehmerinnen des Konversationskurses von Almute Möller.

„Der Beitrag unter dem Titel ,Wer ankommen möchte, muss rausgehen‘ traf den Nerv meiner Teilnehmerinnen: Es ist schwer, eine gute Balance zu finden – sich einerseits mit Menschen zu umgeben, mit denen man eine gemeinsame Sprache spricht und andererseits neue Menschen kennenzulernen, die einen dazu zwingen, Deutsch zu sprechen – ob beim Bäcker, im Sportverein oder auf dem Bürgeramt“, sagt Almute Möller. Limei zum Beispiel arbeitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Die Arbeitssprache ist Englisch. Ihre Kolleginnen und Kollegen kommen aus aller Welt und sprechen Englisch. Für Limei gibt es wenig Anlässe, sich aus ihrem Dunstkreis, ihrer „internationalen Blase“ zu bewegen.

Auch Brenna ist – sprachlich gesehen – in einer Komfortzone. Ihr Mann ist Amerikaner und arbeitet am Max-Planck-Institut. Zuhause wird daher Englisch gesprochen. Auch bei Karla ist das so. Ihr Mann ist aus München und spricht perfekt Englisch. Er räumt ihr viele Sprachbarrieren aus dem Weg. Zuletzt am 21. Januar auf der Demonstration für Demokratie und gegen Extremismus jeder Art. „Er hat die Reden, Botschaften, Plakate für uns übersetzt – das war großartig“, sagen Karla und Brenna unisono. Einig sind sich die beiden Frauen auch in diesem Punkt: Sie wollen sich in Leipzig integrieren, neue Leute treffen, die Kultur kennenlernen, sich einbringen. Deshalb sitzen sie im Konversationskurs von Almute Möller. Die Fortschritte sind zu hören. Der Mut ist spürbar. Karla hat bereits in einem Krankenhaus hospitiert und mittlerweile gute Aussichten auf einen Minijob. Brenna ist auf Sprachniveau B2 angekommen und beherrscht die Konversation. Die Textil-Künstlerin lässt keinen Rundgang in der Spinnerei aus. Limei spielt Badminton mit Studenten, die sie nicht nur sportlich, sondern auch sprachlich herausfordern. Auch das Busfahren hat sie für sich entdeckt. „Ich lerne beim Zuhören. Wie Wörter richtig ausgesprochen, wie sie betont werden und natürlich auch neue Worte“, sagt die junge Frau.

Leipziger Leben: Schlagzeilen, die Spaß machen

Almute Müller sitzt hinter einem Tisch und lächelt.

Almute Möller nimmt Schlagzeilen auseinander und lässt sie neue zusammensetzen – eine bewährte Methode.

Grün ist ein Wort, dessen Aussprache Limei schwerfällt. Brenna kämpft vor allem mit der Grammatik, den Präpositionen und dem Deklinieren von Adjektiven. Karla mit dem Dialekt der Leipziger. Ihr deutsches Lieblingswort: Fernweh. Brenna haben es die Sprichworte „Ins Blaue fahren“ und „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ angetan. Karla, der Grafikdesignerin, gefällt die Redewendung „die Kirche im Dorf lassen“. Und das Wort Balance. So hieß auch der Titel des „Leipziger Lebens“ im Juni vergangenen Jahres. „Wir haben uns das Magazin gemeinsam angesehen und Schlagzeilen, die uns besonders angesprochen und gereizt haben, betrachtet. Überschriften wie ,Schritt für Schritt‘ zum Beispiel, oder ,Leipzig ganz für sich entdecken‘ oder ,Leipziger Vorteile‘. Danach haben wir wie die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit den Worten gespielt, sie zu eigenen Sätzen zusammengebastelt – im Kontext persönlicher Erlebnisse und Empfindungen“, erklärt Almute Möller ihre Methode.

Rausgekommen sind solch schöne Sätze wie „Sie haben die Sonne im Winter vergessen.“ oder „Ich liebe Leipzig wie Schokolade und lieber als Kakao.“ Das alles Dank eines Magazins, das den – zufällig passenden – Titel „In deiner Nähe“ trug. Auch in diesem Heft gab es eine Überschrift, die die Frauen im Kurs zum Lächeln brachte: „Der Kitt, der uns zusammenhält“. Fünf Worte, die das Thema Integration nicht besser beschreiben könnten. Die nächste Ausgabe des „Leipziger Lebens“ kommt am 15. Juni. Die Frauen aus Möllers Kurs warten schon darauf.

Der nächste Konversationskurs von Almute Möller startet am 9. April 2024. Mehr Infos: https://www.vhs-leipzig.de

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