„Der Beitrag unter dem Titel ,Wer ankommen möchte, muss rausgehen‘ traf den Nerv meiner Teilnehmerinnen: Es ist schwer, eine gute Balance zu finden – sich einerseits mit Menschen zu umgeben, mit denen man eine gemeinsame Sprache spricht und andererseits neue Menschen kennenzulernen, die einen dazu zwingen, Deutsch zu sprechen – ob beim Bäcker, im Sportverein oder auf dem Bürgeramt“, sagt Almute Möller. Limei zum Beispiel arbeitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Die Arbeitssprache ist Englisch. Ihre Kolleginnen und Kollegen kommen aus aller Welt und sprechen Englisch. Für Limei gibt es wenig Anlässe, sich aus ihrem Dunstkreis, ihrer „internationalen Blase“ zu bewegen.
Auch Brenna ist – sprachlich gesehen – in einer Komfortzone. Ihr Mann ist Amerikaner und arbeitet am Max-Planck-Institut. Zuhause wird daher Englisch gesprochen. Auch bei Karla ist das so. Ihr Mann ist aus München und spricht perfekt Englisch. Er räumt ihr viele Sprachbarrieren aus dem Weg. Zuletzt am 21. Januar auf der Demonstration für Demokratie und gegen Extremismus jeder Art. „Er hat die Reden, Botschaften, Plakate für uns übersetzt – das war großartig“, sagen Karla und Brenna unisono. Einig sind sich die beiden Frauen auch in diesem Punkt: Sie wollen sich in Leipzig integrieren, neue Leute treffen, die Kultur kennenlernen, sich einbringen. Deshalb sitzen sie im Konversationskurs von Almute Möller. Die Fortschritte sind zu hören. Der Mut ist spürbar. Karla hat bereits in einem Krankenhaus hospitiert und mittlerweile gute Aussichten auf einen Minijob. Brenna ist auf Sprachniveau B2 angekommen und beherrscht die Konversation. Die Textil-Künstlerin lässt keinen Rundgang in der Spinnerei aus. Limei spielt Badminton mit Studenten, die sie nicht nur sportlich, sondern auch sprachlich herausfordern. Auch das
Busfahren hat sie für sich entdeckt. „Ich lerne beim Zuhören. Wie Wörter richtig ausgesprochen, wie sie betont werden und natürlich auch neue Worte“, sagt die junge Frau.