Hier entsteht ein Gründach

von Julia Helwing | 10.02.2025

Kaum zu glauben, aber klar: Damit es grün wird auf unserer neuen Schwimmhalle am Otto-Runki-Platz, heißt es erst einmal "Erde marsch!". Denn ein Gründach braucht eine Grundlage.

Nebel beim Verteilen des Gründachsubstrats

Man könnte meinen, es gibt spannendere und gemütlichere Fototermine als an einem neblig-kalten Januartag auf dem vereisten Dach einer Schwimmhalle im Bau. Doch der Aufstieg lohnt sich!

Von hier aus haben wir einen perfekten Blick auf den großen Silo-Transporter, der gerade rückwärts in die Konstantinstraße manövriert. Seine Ladung: satte 27 Tonnen Substrat, die über einen Schlauch auf das Gebäude gepumpt werden. Dort heißt es dann „Erde marsch“, und mittels Gebläse wird das Substrat großflächig verteilt. Insgesamt werden innerhalb von drei Wochen 385 Tonnen spezielles Gründachsubstrat und 45 Tonnen Kies auf die verschiedenen Ebenen des Flachdaches aufgebracht. Diese Basis bildet den Grundstein für ein Dach, das weit mehr kann, als nur Leipzigs neuste Schwimmhalle zu bedecken. Durch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt entsteht beim Verteilen des Gründachsubstrats Nebel auf dem Sportbad am Rabet.

Platte wird mit dem Fuß ausgerollt

Gut zu erkennen: Der vielschichte Dachaufbau aus Retentionsplatten und Vlies

Eine durchdachte Konstruktion

Ein Blick unter die Oberfläche zeigt eine durchdachte Schichtstruktur, die für Langlebigkeit und Effizienz sorgt. Direkt unter dem lockeren Substrat liegt ein Filtervlies, das verhindert, dass Erdpartikel in die darunterliegenden Retentionsplatten gelangen. Diese erinnern optisch an Eierkartons, erfüllen jedoch eine entscheidende Funktion: Sie speichern Regenwasser und geben überschüssiges Wasser zeitverzögert über kleine Öffnungen ab.

Darunter sorgt eine zusätzliche Schicht aus Filtervliesen und Retentionselementen für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung. Ein Kiesstreifen entlang der Dachränder schützt vor Schäden durch wuchernde Pflanzen und gibt dem Gründach einen klaren Rahmen. Kontrollschächte erleichtern zudem die Wartung der Dachentwässerung.

Rigole

Die 20 × 4 Meter große Rigole und das Gründach sorgen für intelligentes Regenwassermanagement auf dem Otto-Runki-Platz.

Bei starken oder langanhaltenden Regenfällen wird das überschüssige Wasser kontrolliert in eine Rigole unter dem Eingangsbereich des Bades geleitet. Diese kann bis zu 53 Kubikmeter Niederschlagswasser aufnehmen, wodurch das Gründach und die Rigole als perfekt abgestimmtes Team agieren. Gemeinsam ermöglichen sie dem Sportbad am Rabat, Regenwasser vollständig vor Ort verdunsten oder versickern zu lassen – und entlasten so effektiv die Kanalisation. 
Damit das Gründach seinem Namen gerecht werden kann, soll hier ab März ein Biotop mit einer Mischung aus Wildblumensamen und Sedumsprossen wachsen, das Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum mitten in der Stadt bietet. 
 

Impression Gründach Rabet

Auf circa 15 Zentimeter hohem Substrat werden im Frühling erste Pflanzen keimen

Ein Beitrag zur Schwammstadt

Wasser, Pflanzen, Technik – das neue Gründach ist ein praktisches Beispiel für die Schwammstadt-Idee, die den Klimaschutz in urbanen Räumen vorantreibt.

  • Regenwasser wird dort gespeichert und genutzt, wo es anfällt.
  • Pflanzen verbessern das Mikroklima durch Verdunstung, Luftkühlung und die Bindung von CO₂ sowie Feinstaub.
  • Die Begrünung schützt die Dachabdichtung vor extremen Witterungseinflüssen und verlängert deren Lebensdauer – ein Beitrag zur Ressourcenschonung.
  • Zudem wirkt das Gründach als zusätzliche Wärmedämmung, was den Energieverbrauch der Schwimmhalle reduziert.

Das Projekt zeigt, wie multifunktionale Flächen zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen können. Zusätzlich installieren die Leipziger Wasserwerke eine Messstation auf dem Dach des Sportbads. Diese ist Teil des Leipziger Regenmessnetzes und liefert wichtige Klimadaten für die Forschung an der Blau-Grünen Infrastruktur – ein zentraler Baustein für die Weiterentwicklung nachhaltiger Schwammstadt-Konzepte.

Das Gründach des Sportbads am Rabet ist somit weit mehr als nur ein Schutz für das Gebäude. Es ist ein innovativer Beitrag zum Klimaschutz und einer wassersensiblen Stadtentwicklung – und macht Leipzig wieder ein Stück grüner und lebenswerter.

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