Welchen Anteil hat die HTWK Leipzig an der Entwicklung der Ladetechnik?
Benjamin Stollberg: Die Ladesäule für Elektroautos ist Ergebnis einer erfolgreichen Forschungspartnerschaft der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) mit Siemens und den Leipziger Stadtwerken. Die HTWK Leipzig hat die Entwicklung vorangetrieben und begleitet, Produzenten und Betreiber an einen Tisch gebracht sowie das Prozessmanagement übernommen. Durch erfolgreichen und nachhaltigen Transfer der HTWK Leipzig und Beratung von anwendbarem prozeduralem Wissen wurde ein wesentlicher Beitrag geliefert – der Grund, warum das Bund-Länder-Programm „Innovative Hochschule“ über Saxony⁵ dieses Transferprojekt förderte. Es ist wiederum Ausgangspunkt für weitere Forschungs- und Anwendungstätigkeiten, auch in Bezug auf zukünftige Themen wie beispielsweise Lastmanagement in Zeiten von Engpässen.
Wie viele herkömmliche Ladesäulen und Schnelladesäulen planen die Leipziger Stadtwerke in den kommenden Monaten und an welchen Standorten?
Adam Fiedler: Bis Ende des Jahres möchten wir gern noch weitere 40 bis 60 neue Ladepunkte im öffentlichen Raum errichten. Dabei sind wir aber abhängig von Lieferketten und Genehmigungsprozessen sowie Verfügbarkeiten von Installateuren. Dazu kommen weitere öffentlich zugängliche Stationen, zu denen wir derzeit mit Kunden im Gespräch sind. Die Leipziger Stadtwerke investieren kontinuierlich, schauen aber immer auch auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Für kommendes Jahr sind zwei Schnellladeparks mit jeweils mindestens sechs gleichzeitig nutzbaren Ladepunkten in der Planung – wahrscheinlich im Westen Leipzigs und an der Alten Messe.
Wie lange dauert die Genehmigung und Inbetriebnahme neuer Ladepunkte?
Adam Fiedler: Im öffentlichen Bereich bis zu sechs Monate.
Inwieweit machen Ihnen und Ihrem Team Lieferengpässe zu schaffen?
Benjamin Stollberg: Die Lieferketten-Krise durch die Corona-Pandemie und die aktuelle Rohstoff- und Energiepreiskrise machen sich natürlich auch bei den Leipziger Stadtwerken bemerkbar. Bei einzelnen Bauteilen kommt es aktuell zu erheblichen Engpässen. Die Errichtung von Ladestation im öffentlichen Bereich und in privaten Projekten verzögert sich dadurch teils erheblich. Ein kontinuierlicher Ausbau ist aktuell aber noch gegeben, wenn auch langsamer als erhofft.
Immer mehr private Investoren, Immobilienentwickler und Unternehmen versorgen sich selbst mit Ladepunkten: Wie hoch ist die Nachfrage nach Ihrem Service in punkto E-Mobilität bzw. sind Ladepunkte mittlerweile ein Standortvorteil?
Benjamin Stollberg: Neben dem kontinuierlichen Ausbau an öffentlich nutzbarer Ladeinfrastruktur und unserem Fahrtstromprodukt L-Strom.drive, bieten wir auch verschiedene Services im B2B Bereich an. Bereits seit 2018 unterstützen wir Einzelunternehmen und Flotten-Kunden bei der Beschaffung, Planung, Errichtung und dem Betrieb von Ladeinfrastruktur. Die Bausteine sind dabei modular wählbar. Verstärkt nachgefragt werden auch Produkte in der Immobilienwirtschaft. Hier stellen wir unser Produktportfolio gerade auf die Beine, um den Anforderungen gerecht zu werden. Zur Wohnung, zum Haus, zum Büro, zum Einkauf gleich noch einen Ladepunkt anbieten zu können, ist auf alle Fälle en vogue und zahlt sich aus.