Fragt man das Stadtwerke-Urgestein nach dem größten Unterschied zwischen damals und heute, kommt die Antwort prompt: „Es war alles manuell und oft störanfällig. Es verging kein Tag, an dem nicht improvisiert werden musste. Aber wir haben Leipzig verlässlich mit Wärme und Strom versorgt. Gerade in Extremsituationen wie dem Winter 1978/79, als die Braunkohle festgefroren war, mussten wir richtig erfinderisch sein. Wir haben es irgendwie immer geschafft. Indem wir uns selbst geholfen haben. Wir hatten ja alles im Kraftwerk vor Ort: Mechaniker, Dreher, Maler, Elektriker, Köche. Sogar einen Bademeister gab es. Denn Wannen und Duschen waren wichtig. Am Ende des Tages hattest du immer schwarze Hände.“
Nicht nur im und überm Kraftwerk, auch in vielen Stadtteilen war der Ruß der Braunkohle oft allgegenwärtig. Umwelt-Restriktionen habe es zwar auf dem Papier gegeben, so Wagner. Aber am Ende sei nur wichtig gewesen, dass der Laden lief. „Natürlich hatten wir immer Filter in Betrieb. Aber die haben eben nicht alles rausgefiltert. Die Kompressoren schluckten Öl ohne Ende. Es waren einfach andere Zeiten. Kein Vergleich zur heutigen Technik und zum heutigen Umweltbewusstsein. Diesen Zuständen trauere ich wirklich nicht hinterher.“
Ein ganzes Berufsleben bei den Stadtwerken – was bleibt davon? „Vor allem viele Erinnerungen an Kollegen, von denen ich gelernt habe und die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin“, antwortet Wagner. „Es war eine anstrengende Zeit, aber es hat auch Spaß gemacht. Ich konnte so viel erleben – vom Industriezeitalter bis zur heutigen digitalen Technik.“ Und außerdem, sagt er, sei sein Berufsleben ja noch gar nicht beendet. Das neue HKW, das wolle er unbedingt noch erleben. „Vor allem die neue Wasserstoff-Technik interessiert mich. Das schaue ich mir auf alle Fälle noch live an.“