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Sommerbad Südost: Badespaß seit 1925

von Chris Martin | 17.07.2025

Seit 1925 bringt das Sommerbad Südost Leipziger Generationen Freude, Erholung sowie Bewegung. Begleite uns auf eine Reise durch die 100-jährige Geschichte des Freibades.

Warteschlange an der Kasse zum Südost-Bad im Sommer 1953

Beliebt bei Jung und Alt – das Südost-Bad im Sommer 1953, Quelle: © Deutsche Fotothek / Roger und Renate Rössing

Eröffnung im Mai 1925

Anfang der 1920er Jahre war das Schwimmen in Flüssen wegen zunehmender Verschmutzung kaum mehr möglich. Leipzig brauchte daher neue Freibäder, die den Badenden bessere Hygiene boten. So entstand auch im Südosten Leipzigs eine moderne Bademöglichkeit. Schon 1919 beantragte der Verein für Leibesübungen Leipzig-Südost ein Gelände für einen Spielplatz. 1922 folgte ein Antrag für den Bau eines Bades. Mit einem städtischen Darlehen von 140.000 Reichsmark und reichlich Muskelkraft der Vereinsmitglieder errichteten sie das Bad in nur einem Jahr. Am 10. Mai 1925 öffnete das Südost-Bad feierlich seine Türen. Ein Spielmannszug des Arbeiter Turnvereins Leipzig-Ost eröffnete die Feier. Danach sang der Sängerchor Leipzig-Thonberg. Der Vorsitzende des Vereins für Leibesübungen Leipzig-Südost, Genosse Geißler, hielt die Eröffnungsansprache. Er betonte die Bedeutung des Bades für die arbeitende Bevölkerung: „Arbeiter haben es geschaffen und für die arbeitende Bevölkerung soll es sein.“ Gertrud Beyer vom Arbeiter-Schwimmverein Leipzig sprang als Erste vom Sprungturm. Ihre grazile Ausführung löste Bewunderung zudem Beifall aus, wie die LVZ am 11. Mai 1925 schrieb.

Schon in den Morgenstunden machte ein Spielmannszug des Arbeiter Turnvereins Leipzig-Ost die Einwohner des Ostbezirks auf die Eröffnung des von der Bevölkerung schon längst gewünschten Bades aufmerksam. Wir haben bereits in der Leipziger Volkszeitung eine Würdigung dieses Bades gebracht. Gegen ½ 11 Uhr wurde der Akt der Freigabe des Bades durch den Sängerchor Leipzig-Tonberg unter Leitung seines Chorleiters Paul Michael mit dem Liede: Krönt den Tag! eingeleitet, worauf der Vorsitzende des Vereins für Leibesübung Leipzig-Südost, Genosse Geißler, die Eröffnungsansprache hielt. Nach der Begrüßung wies der Redner auf die schwere Arbeit hin, die dieses Bad nun endlich ermöglichte. Arbeiter haben es geschaffen und für die arbeitende Bevölkerung soll es sein. Aber das Werk wäre in dem Maße nicht gelungen, hätte die Stadt nicht helfend eingegriffen. Ihr gelte daher ebenso Dank wie all den andern, die am Gelingen des Werkes mit beigetragen haben. Wenn dieses Bad Eigentum der Arbeiterschaft ist, dann soll auch jeder, der an den Segnungen des Bades teilnehmen will, es so beachten und behandeln wie sein Eigentum selbst. Hoffen wir, dass gerade diese Mahnung die äußerste Beachtung findet,

Den ersten Sprung vom Sprungturm tat Gertrud Beyer vom Arbeiter-Schwimmverein Leipzig mit einer Grazien die allgemeine Bewunderung und Beifall auslöste. Ebenso wurden die weiteren Sprünge, die von Mitgliedern des Arbeiter-Schwimmvereins ausgeführt wurden, beifällig aufgenommen. Den Schluss der Eröffnungsfeierlichkeit bildete das vom Sängerchor gut vorgetragene Lied Walther von der Vogelweide. An den Längsseiten des Bades harrten nun die vielen Badelustigen der erlösenden Worte: „Das Bad ist freigegeben.“ Kaum war das Wort gefallen, begann ein Tummeln im Wasser von Groß und Klein, was so recht die Freude darüber zeigte, dass nun endlich auch der Osten sein Bad hat. Von der Stadt waren Herr Bürgermeister Dr. Rothe und eine große Anzahl Genossen der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion erschienen. Außerdem waren die Bauleitung, Vertreter des Ärztebezirksvereins und verschiedene andere Vertretungen zugegen. Schon der erste Tag zeigte eine starke Teilnahme. An einer der Kassen waren 3591 Eintrittskarten verkauft worden, außerdem hatten an diesem Tage die Vereinsmitglieder freien Eintritt. Dies mag ein Zeichen dafür sein, dass die Arbeiterschaft um ihr neuestes Werk nicht bange zu sein braucht.

 

LVZ 11. Mai 1925, Seite 9 

Angebote für Sport und Erholung

Das Sommerbad Südost hatte ein großes Schwimmbecken - 50 Meter lang und 22 Meter breit. Ein Sprungturm mit Sprungbrettern in einem, drei und fünf Metern Höhe gehörte ebenfalls dazu. Im Sprungbereich tauchten die Springer bis zu 3,80 Meter tief ein. Große Rasenflächen mit Liegepritschen neben Turn- und Sportgeräten luden rings um das Becken zum Bewegen und Erholen ein. 180.000 Badegäste nutzten dies allein im Eröffnungsjahr. Die Eintrittspreise waren erschwinglich: 1925 kostete der Freibadbesuch 25 Pfennige für Erwachsene und 10 Pfennige für Kinder. Außerdem gab es günstige Dutzendkarten sowie Rabatte für Vereinsmitglieder. Die damals modernen Garderobenräume mit Waschräumen sowie Kleiderablage für 2.000 Personen sorgten für weitere Annehmlichkeit. Die Garderobennutzung kostete 20 Pfennige.

Luftbild des Sportkomplexes mit Südost-Bad und Stadion

Sportkomplex des Vereins für Leibesübungen Leipzig Südost mit dem Sommerbad Südost um 1930 | Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V.

Der Sportkomplex Leipzig-Südost

Das Südost-Bad war Teil einer großen Sportanlage. Der Verein für Leibesübungen Leipzig Südost, ein Mitglied des Arbeiter Turn- und Sportbundes, baute dort ein Stadion mit 30.000 Plätzen, einen großen Turn- und Fußballplatz, das Freibad, einen Spielplatz für Kinder und ein Vereinsheim. Die gesamte Anlage umfasste 60.000 Quadratmeter und entsprach damit den Vorstellungen des damaligen Deutschen Reichsamtes für Leibesübungen.
 

„Kommenden Sonntag, am 10. Mai Komma wird auf Stötteritzer zur Flur ein Bad geöffnet, das den empfindlichen Mangel an Bädern im Osten Leipzigs wesentlich mindern wird: das Südost-Bad.

Das Bad verdankt seine Entstehung der rührigen und aufopfernden Tätigkeit des Vereins für Leibesübungen Leipzig-Südost, Mitglied des Arbeiter Turn- und Sportbundes, und dem Entgegenkommen des Rates der Stadt Leipzig. Bereits 1919 kam der Verein um Überlassung von Gelände für die Anlage eines Spielplatzes ein, 1922 um weitere Überlassung von Gelände zur Errichtung eines Bades. Außer den eigenen Mitteln, die der Verein aufbrachte, haben auch Rat und Stadtverordnete erhebliche Summen bewilligt, die schließlich die Anlage eines Schwimm-, Luft- und Sonnenbades, eines großen Turn- und Fußballplatzes und eines Stadions ermöglichten. Auf einer Gesamtfläche von 60000 Quadratmetern ist somit alles vereinigt, was neuzeitliche Körperkultur erheischt.
Das Schwimmbad ist das größte Schwimmbecken Sachsens mit einer Länge von 50 und einer Breite von 22 Metern. In der Sprunggrube hat es eine Tiefe von 3,80 Metern. Die Speisung des Beckens erfolgt mit Leitungswasser. An dem einen Ende des Beckens steht ein Sprungturm mit 3 Sprungbrettern in ein, drei und fünf Metern Höhe. Außerdem sind alle Einrichtungen für die Schwimmlehre vorhanden.

Um das Schwimmbecken herum ist das Luft- und Sonnenbad, ausgerüstet mit Liegepritschen und mit Turn- und Sportgeräten für die Badenden. Große Rasenflächen und vor allem auch die unmittelbare Nähe des Waldes werden den Aufenthalt in diesem Sonnenbade besonders angenehm machen. Zu dieser Badeanlage gehören dann neuzeitlich eingerichtete Unterkunfts- und Garderobenräume und außerdem Waschräume für beide Geschlechter und für verschiedene Altersstufen. Die Kleiderablage kann die Kleidung von 2000 Besuchern aufnehmen; sie ist in ihrer Anlage eine Originalität, die eine Entwendung von Kleidungsstücken so gut wie ausschließt. Hinzu kommt noch ein Erfrischungsraum für die Badegäste, in dem mit allerhand Speisen und Getränken der leiblichen Notdurft abgeholfen werden kann.

Die Turn- und Spielplatzanlage entspricht ebenfalls allen Anforderungen des neuzeitlichen Turn- und Sportbetriebes. Sie ist eingeteilt in Spielfelder für Faustball, Raffball, Schlagball, Trommelball, Hockey und für Fußball.  Außerdem sind Sprunggruben für alle Sprung- und Wurfarten vorhanden. 

Die größte Anlage im ganzen Gelände aber ist das Stadion mit einer Gesamtlänge von 165 und einer Gesamtbreite von 130 Metern; seine Großkampfbahn hat eine Länge von 450 und eine Breite von 6 Metern. Außer dem Wettspielfeld für Fußball sind noch Spielfelder für was alle anderen Spielarten und für sonstiges volkstümlichen Sport vorhanden, für Weit- und Hochsprung, für Diskus-, Speer-, Hammer- und Kugelwerfen. Der Zuschauerdamm des Stadions kann 25 bis 30.000 Menschen Platz gewähren.

Ein schlicht gehaltenes, am Stadion gelegenes Vereinshaus gewährt nicht weniger als 500 Personen die Möglichkeit, während den Spielen die Kleidung aufzubewahren und nach dem Spielen sich einer körperlichen Reinigung zu unterziehen. Außerdem ist eine Sanitätsstube vorhanden und eine Gastwirtschaft mit Küche. In den Räumen des Vereinshauses können auch Sitzungen und selbst Versammlungen abgehalten werden.

Die ganze Anlage befindet sich an der verlängerten Oststraße auf Stötteritzer Flur; der Eingang zum Schwimm- und Sonnenbad liegt ebenfalls an der Oststraße, der Eingang zum Stadion an dem von der Oststraße abbiegenden Waldwege. Die Lage des Bades ist sehr günstig. Fast zur Hälfte vom Walde eingeschlossen, im übrigen von Gärten und von Feld umgeben, wird es allen gesundheitlichen Anforderungen entsprechen.

Mit der Errichtung des Bades und des Sport- und Spielplatzes haben sich die Genossen des Vereins für Leibesübungen ein hohes Verdienst um die ganze Bevölkerung des Südostens und auch des Ostens erworben. Jahrelang haben sie Zeit, Arbeitskraft und Geld geopfert, um das Werk entstehen zu lassen. Nun es seiner Vollendung entgegengeht, lässt sich erst so recht überschauen, wieviel Mühen und Sorgen in ihm stecken. Umso dankbarer aber wird namentlich die werktätige Bevölkerung anerkennen, was unsere Turngenossen in jahrelanger zäher Arbeit geleistet haben. Und wenn nun am Sonntag die Arbeiterturnerfahnen über dem weiten Plane wehen, wenn Tausende von Gästen dem Rufe unsrer Freunde folgen, so mögen diese flatternden Symbole erneut und mahnend künden, was Einigkeit und Solidarität hervorzubringen vermögen.

Die Feier beginnt am Sonntag, vormittags ½ 11 Uhr, unter Mitwirkung der Michaelschen Chöre. Mit der Eröffnungsfeier wird auch der Badebetrieb aufgenommen. Über Eintrittspreise, Dauerkarten usw. siehe die Notiz im lokalen Teile.“
 

LVZ, 7. Mai 1925, Seite 9

Entwicklung zum Sommerbad Südost

Im Laufe der Jahre erlebte das Sommerbad Südost viele Veränderungen zudem Herausforderungen. 1933 wurde das Bad dem Verein entzogen und separat verpachtet. Trotz dieser Umstände überstand das Bad den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Nach dem Krieg folgten mehrere Umbauten neben Modernisierungen, die es zu einem attraktiven Familienbad machten. Zuletzt sanierten die Leipziger Sportbäder das Bad 2018. Es bietet heute ein kombiniertes Becken für Schwimmer als auch Nichtschwimmer mit einer Rutsche. Dazu kommen ein überschattetes Planschbecken, ein Spielplatz, eine große Liegewiese, moderne Sanitäreinrichtungen sowie Umkleiden. 

Alle Infos rund um Öffnungszeiten, Preise und Angebote findest du hier.
 

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