Familienfreundlichkeitspreis 2023: Endspurt für die Einreichung von Vorschlägen

von Simone Liss | 13.06.2023

So bunt und verschieden wie Leipzig und die Leipziger Gruppe sind auch die rund 54.000 Familien mit Kindern, die in Leipzig leben.

Blick auf zwei Schilder beim Nachbarschaftsfest. Auf dem linken Schild steht "Danke für den Kuchen von der Nachbarschaft" und auf dem rechten "Wir Danken Bücherei Glowka und Hachmeister für den Kuchen".
Eine größere Gruppe an Menschen steht auf einem Gehweg und lächelt in die Kamera.

Der Verein Ostwache hat 2022 den Innovationspreis des Familienfreundlichkeitspreises gewonnen. Foto: Dirk Knofe/Picturework.eu

Die meisten Eltern sind verheiratet, aber auch immer mehr Paare ohne Trauschein gründen eine Familie. Doch nicht jede Beziehung oder Ehe hält. Deshalb wachsen immer mehr Kinder bei einem Elternteil auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2022 in knapp jeder fünften Familie mit Kindern unter 18 Jahren nur ein betreuendes Elternteil. Ihrer Unterstützung ist der Leipziger Familienfreundlichkeitspreis 2023 gewidmet. Wer ihn in diesem Jahr bekommt, entscheiden die Leipziger selbst: Sie können bis 16. Juni entsprechende Vorschläge bei der Stadt einreichen.

„Bewerben kann sich jede und jeder – ob Einzelperson, Elterngruppe, Tagesmutter oder -vater, Erzieherin oder Erzieher, Einrichtung oder Unternehmen“, sagt Dr. Cornelia Pauschek, Sachgebietsleiterin Familienförderung bei der Stadt Leipzig. „Gefragt sind beispielsweise Ideen, wie man Einelternfamilien unterstützen, gegen Stigmatisierung und Vorurteile wirken oder Alleinerziehenden dabei helfen kann, sich zu treffen und zu vernetzen.“ Entsprechende Ideen können ganz einfach über das Online-Bewerbungsformular eingereicht werden.

Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern weiß Dr. Anita Wieser, was es bedeutet, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Mit der Einrichtung von zwei Computerarbeitsplätzen fürs Homeschooling und einer Kochmöglichkeit sowie angepassten Sprechzeiten hat die Allgemeinmedizinerin in der Corona-Pandemie praktische Hilfe geleistet und 2021 den Familienfreundlichkeitspreis und damit 1000 Euro für ihre Praxis gewonnen. Unter anderem bietet die Ärztin einen stundenweisen Co-Working-Space für therapeutisch tätige Mütter an, die wieder in ihren Beruf zurückkehren möchten.

„Mütter oder Väter, die allein mit ihren Kindern leben, sind längst gesellschaftliche Normalität. Dennoch sind Alleinerziehende deutlich benachteiligt, denn das Risiko für Überlastung und Armut ist für sie wesentlich höher als für Familien mit zwei Elternteilen“, sagt Leipzigs Jugend- und Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus. Dass sich die Zivilgesellschaft für sie stark macht, freut die Mutter von zwei Kindern. Die Preisgelder in Höhe von bis zu 2500 Euro werden vom Hauptsponsor Leipziger Gruppe und von den Sponsoren AOK plus, BMW Group Werk Leipzig, Sparkasse Leipzig und Leipziger Messe zur Verfügung bereitgestellt. „Die Leipziger Gruppe mit ihren Unternehmen Leipziger Stadtwerke, Wasserwerke und Verkehrsbetriebe steht für gelebte Familienfreundlichkeit. Wir gestalten unseren Arbeitsalltag familienfreundlich, weil wir wissen, dass dies ein hohes Gut für uns alle ist – sowohl für unsere derzeitige Belegschaft als auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen. Mehr noch: Sie trägt zur Stabilität, Attraktivität und Verlässlichkeit unserer Leipziger Gruppe bei – und somit auch zur Lebensqualität der gesamten Stadt Leipzig. Von Beginn an, also seit 15 Jahren, unterstützen wir deshalb auch den Familienfreundlichkeitspreis. Wir stehen hinter diesem Engagement und werden es auch in Zukunft fortsetzen“, so Volkmar Müller, Geschäftsführer der Leipziger Gruppe. Außerdem wird der Preis vom Kinder- und Jugendbüro (Kinderschutzbund) und vom culturtraeger unterstützt.

Rückenwind für ehemalige Ostwache und zukünftiges Nachbarschaftszentrum

Im vergangenen Jahr wurden für das Thema „Gutes Miteinander im Viertel“ insgesamt 7.500 EUR Preisgelder vergeben. Bei dem mit 2.500 Euro dotierten Innovationspreis fiel 2022 die Wahl auf den Verein Ostwache e. V. mit der Idee, ein Nachbarschaftszentrum in der ehemaligen Feuerwache Ost in der Gregor-Fuchs-Straße entstehen zu lassen. Das Preisgeld wird dafür eingesetzt, nach und nach einen Ort der Begegnung für die Menschen im Stadtteil entstehen zu lassen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Erst im Dezember 2022 konnte sich der Verein bei einem Konzeptverfahren durchsetzen, erhält das alte Gebäude mit 3000 Quadratmetern künftig in Erbbaupacht. Der Vertrag ist allerdings noch nicht unterschrieben. „Wir müssen noch einen genauen Finanzierungsplan vorlegen. Viele Gutachter, etwa für Brandschutz und Statik, müssen sich das Haus anschauen“, sagt Lina Hurlin, Vorstandsvorsitzende Ostwache Leipzig e.V. Grob geschätzt müsse der Verein mit seinen 30 Mitgliedern im Alter zwischen 20 und 70 gut zwei Millionen Euro investieren, um die „Alte Feuerwache“ sowie zwei Nebengebäude zu sanieren. Dabei sollen auch Städtebaufördermittel angezapft werden. Die Vereinsmitglieder möchten viel Substanz erhalten und möglichst kostengünstig, klimafreundlich und barrierearm bauen. Das passiert schrittweise.

In einem Hof stehen Leute.

Nachbarschaftsfest an der Ostwache in Anger-Crottendorf. Foto: Dirk Knofe/Picturework.eu

Geplant sind künftig regelmäßige Veranstaltungen und Märkte, ein Nachbarschaftscafé sowie Räume für kleinere Gewerbebetriebe, Handwerker und offene Werkstätten sowie einen kleinen Bewegungsraum unter dem Dach für Tanzkurse, Yoga und Seniorensport. Das Preisgeld vom Vorjahr (2500 Euro) kann dafür allerdings nicht genutzt werden. Es dient als Eigenkapital für weitere kulturelle Projekte und Feste. „Unser Viertel verändert sich – der Parkbogen wird gebaut, Garagen werden abgerissen, die Karl-Krause-Fabrik wird saniert“, so Hurlin. Diese Veränderungen sollen Anlass für ein Fotoprojekt mit Stadtteilgeschichten sein, die dann in einer Ausstellung in der ehemaligen Fahrzeughalle zu sehen sein werden. Die Eröffnung ist beim Herbstfest am 16. September geplant – dann wird auch die AG Feuerwehrhistorik aus Panitzsch mit alten Uniformen erwartet.

Die ausgelobten Familienfreundlichkeitspreise im Überblick

Anerkennungspreis

Wer engagiert sich ganz besonders für Alleinerziehende und hat ein großes Dankeschön verdient? Reichen Sie jetzt das Vorschlagsformular ein. Sie können Personen, eine engagierte Nachbarschaft, eine Initiative oder eine Einrichtung für den Anerkennungspreis vorschlagen. Es stehen 2.500 Euro Preisgeld als Dank und Auszeichnung bereit.

Innovationspreis

Hier sind neue Ideen zur Unterstützung Alleinerziehender gesucht. Die beste Idee wird den Innovationspreis gewinnen. Damit die Preisträger/-innen ihre Idee in die Tat umsetzen können, wird auch für den Innovationspreis ein Preisgeld in Höhe von 2.500 EUR ausgelobt.

Publikumspreis

Außerdem können alle Besucherinnen und Besucher am 30. September 2023 beim Familiennachmittag im Neuen Rathaus einen weiteren Preisträger bestimmen. Auch dieser Publikumspreis wird mit einem von Preisgeld in Höhe 2.500 EUR honoriert. Außerdem gibt es an diesem ersten Herbstferientag ein umfangreiches Programm für Familien rund um das Jahresmotto.

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