„Sieben Monate Arbeit für sieben Minuten Song – für alle Beteiligten war es eine große Herausforderung. Viele der ukrainischen Musiker waren und sind über das ganze Land verstreut und haben gerade natürlich andere Prioritäten, als zu Musizieren. Aber wir haben es geschafft“, sagt Leukhardt – nicht ohne Stolz. Für ihn sei es bei diesem Projekt nicht um den Selbstzweck, Profit oder Gefallsucht gegangen, „sondern um etwas Sinnstiftendes, moralisch Stärkendes, Solidarisches. Im Grunde hat der Song zwei Funktionen: Er soll alle Ukrainer – egal, wo sie gerade sind – moralisch unterstützen und die Spenden, die der Song einspielen soll, sollen den Musikern in der Ukraine zugutekommen.“
Der Song „I am your border“ wird auf youTube, Spotify, iTunes und Soundcloud veröffentlicht und kann kostenlos runtergeladen werden. Die Links zu allen Plattformen und Quellen für den Song sowie Möglichkeiten zur Spende an die Musiker in Kiew findet man auf www.iamyourborder.com beziehungsweise www.leipziger-crowd.de.
Leipziger Unternehmergesellschaft organisiert Integrations-Projekt
Mittlerweile leben rund 10.000 schutzbedürftige Ukrainer in Leipzig – darunter Freunde und Bekannte von Alexander Hertel. Den 34 Jahre alten Geschäftsführer der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft Public Value Hub verbinden familiäre Bande mit Polen und der Ukraine – sein 19 Jahre alter Halbbruder und dessen Vater sind Ukrainer. „Ich bin vor dem russischen Angriffskrieg regelmäßig in der Ukraine gewesen, habe dort viele Freunde – junge, gut ausgebildete, digital versierte Menschen, darunter IT-Fachkräfte. Viele von ihnen suchen in Leipzig, in Deutschland eine Perspektive. Viele von ihnen sind nicht auf Transferleistungen aus, sondern wollen arbeiten, ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen“, sagt Hertel. Seit Kriegsbeginn hat er rund 200 Ukrainern geholfen, nach Deutschland zu kommen – darunter seinem besten Freund und dessen hochschwangerer Schwester.
Der Energie, der Kraft und der Zuversicht dieser Menschen will Hertel mit einem bemerkenswerten Integrations-Projekt Tribut zollen. Ab April 2023 soll mithilfe von 36.700 Euro aus der Leipziger Crowd 30 geflüchteten Menschen aus der Ukraine ein zwölfwöchiges Workshop-Programm ermöglicht werden, das sie befähigen soll, gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle zu entwickeln und eigene Unternehmen zu gründen. „Das Projekt ,Social Entrepreneurs UA‘ startet am 1. Januar 2023 mit der Ausschreibungs- und Bewerbungsphase. Frauen und Menschen aus unterrepräsentierten Gruppen stehen besonders im Fokus des Programms und werden mindestens 50 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ausmachen. Der Workshop ist für die Teilnehmer kostenfrei und soll ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Betriebswirtschaft, soziales Unternehmertum und Public Value vermitteln“, sagt Hertel, der berufsbegleitend an der HHL Business Administration studiert. Ziel des Projektes sei es, soziale Startups mit gesellschaftlichen Mehrwert zu gründen – „etwa ein Softwaresystem für digitale Anmeldungsprozesse für Geflüchtete zu entwickeln, das sich später auf andere Behördenprozesse übertragen lässt. Bilder von Geflüchteten, die in langen Schlangen, in der Kälte vor dem Rathaus stehen, darf es in einem Industrieland wie Deutschland in Zukunft nicht mehr geben.“