Wie das Tech Board der Leipziger Stadtwerke den Horizont erweitert
von Simone Liss | 24.04.2025
von Simone Liss | 07.07.2025
Deutschlands größte Solarthermieanlage Deutschlands ist auf der Zielgeraden. Gerade haben die Leipziger Stadtwerke und Ritter XL Solar den letzten von insgesamt 13.200 Kollektoren montiert. Was jetzt noch zu tun ist, lesen Sie hier.
Deutschlands größte Solarthermieanlage aus der Vogelperspektive: 13.200 Vakuumröhren-Kollektoren wurden auf einem Feld bei Lausen-Grünau aufgestellt.
Deutschlands größte Solarthermieanlage aus der Vogelperspektive: 13.200 Vakuumröhren-Kollektoren wurden auf einem Feld bei Lausen-Grünau aufgestellt.
Die beiden Projektleiter: Erik Jelinek (r.) und Guido Wimmer freuen sich auf die Inbetriebnahme ihrer Solarthermieanlage.
In großen Schritten nähern sich Erik Jelinek und sein Team dem Ziel: Im Frühjahr 2026 wollen sie Deutschlands größte Solarthermieanlage Deutschlands im Leipziger Stadtteil Lausen-Grünau in den Dauerbetrieb nehmen. Die Spannung steigt. „Jeden Monat erreichen wir nun eine weitere Projekt-Etappe. Im nächsten Schritt wollen wir den Rohrleitungsbau beenden, im Herbst den Anlagenbau abschließen und das Technikgebäude samt Photovoltaikanlage fit machen, im November dann die Montageendkontrolle realisieren“, sagt der Projektleiter Energieanlagen Erzeugung bei den Leipziger Stadtwerken. Die Solarthermieanlage ist sein „Kind“ und beruflich gerade das liebste. Auch in den kalten Monaten beschäftigt es Jelinek. „In den Wintermonaten“, so Jelinek, „findet die sogenannte kalte Inbetriebsetzung statt. Dann prüfen wir unter anderem Pumpen, Armaturen, Schweißnähte und Steuerungstechnik. Kurzum geht es um die Frage, ob die Anlage dicht ist.“
Auf die kalte erfolgt im März die warme Inbetriebsetzung. „Dann wird das Kollektorfeld befüllt, die Schutzfolien entfernt und der Probebetrieb begonnen“, so Jelinek. Gerade haben er und sein Team den letzten von insgesamt 13.200 Kollektoren montiert. Geliefert wurde er vom Generalunternehmer, Ritter XL Solar aus Dettenhausen.
Der letzte Kollektor ist montiert: Das Anlagen-Team ist stolz auf dieses Etappenziel. Bis zur Inbetriebnahme schützen silberne Folien die Glasröhren vor einer Überhitzung.
Bei dem letzten Kollektor und allen zuvor montierten handelt es sich um hocheffiziente Vakuumröhren-Kollektoren XL 19/49 mit CPC-Spiegeln aus dem AquaSystem von Ritter XL Solar. Ihre Bruttokollektorfläche beträgt jeweils 4,94, die Aperturfläche 4,5 Quadratmeter. Die 72,4 Kilogramm schweren Kollektoren sind unter- und überirdisch mit Rohrleitungen verbunden und arbeiten mit reinem Wasser als Wärmeträger. Die Regelungstechnik ermöglicht eine vollautomatische Steuerung der Anlage nach der Sonneneinstrahlung und eine flexible Anpassung an die wechselnden Bedingungen im Leipziger Fernwärmenetz.
Das Areal umfasst eine Gesamtfläche von 14 Hektar mit 65.208 Quadratmetern Kollektorfläche. Es liefert künftig rund 26 Gigawattstunden Wärme pro Jahr mit einer Spitzenleistung der Erzeugung von circa 41 Megawatt. Damit lassen sich im Sommer rund 20 Prozent des Leipziger Tagesbedarfs an Wärme abdecken. Die Anlage trägt wesentlich zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bei, indem sie der Umwelt rund 7.160 Tonnen klimaschädliches CO2 pro Jahr vermeidet.
„Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil unseres Zukunftskonzepts, bei dem wir erneuerbare, innovative und konventionelle Techniken der Wärmeversorgung miteinander verknüpfen“, erläutert Jelinek. Solarthermie ist für ihn eine der „effizientesten erneuerbaren Wärmequellen“. Bezogen auf die Fläche könnten mit ihr rund dreimal mehr Energie als bei Photovoltaik und circa 30- bis 45-mal mehr als bei Biomasse erzeugt werden.
Die Kollektortische stehen so hoch, dass unter ihnen Pflanzen wachsen und perspektivisch sogar Schafe weiden können.
Guido Wimmer, Projektleiter bei Ritter XL Solar, weist neben der smarten Regelung und der hohen Effizienz auf eine weitere ökologisch relevante Besonderheit hin. Demnach stehen die Kollektortische um 20 Zentimeter höher als üblich. Nur durch die Rammprofile ergibt sich, im Kollektorfeld, eine Versiegelung, die allerdings äußerst gering ausfällt. Insgesamt liegt der Versiegelungsgrad bei circa 0,01 Prozent bezogen auf die Kollektorfläche. „In Verbindung mit zusätzlichen Anpflanzungen und Aussaaten sowie einem ökologisch nachhaltigen Pflegekonzept kann die Biodiversität auf der Fläche erhöht werden“, sagt Wimmer.
Unter anderem sollen an den Fuß- und Radwegen neben den Kollektoren Obstbäume gepflanzt werden, die Spaziergänger ernten dürfen. Zudem sollen Schafe den Boden der Solarthermieanlage beweiden. Die Leipziger Stadtwerke stellen bei dem 40-Millionen-Euro-Projekt einen siebenstelligen Betrag allein für den Naturschutz bereit.