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Vielfalt statt Einfalt: Eine Göttin auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe

von Simone Liss | 25.06.2025

Athena Owls – die Göttin der Weisheit – ist am 28. Juni Stargast auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe. Begleitet wird der Drag Artist von Vertretern des kommunalen Unternehmens, der Polizei und der Stadt Leipzig. Was alle Leipziger auf dem CSD-Truck vereint: die Vielfalt von Liebes- und Lebensformen. Gemeinsam setzen sie alle ein Zeichen für die Freiheit und den Respekt vor der Fülle des Lebens.

Athena Owls – die Göttin der Weisheit – ist am 28. Juni Stargast auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe.

Athena Owls – die Göttin der Weisheit – ist am 28. Juni Stargast auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe.

Athena Owls – die Göttin der Weisheit – ist am 28. Juni Stargast auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe.

Eine Göttin auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe.

Mysteriös und faszinierend: Bei den alten Griechen galt die Göttin Athene als Symbol von Weisheit und Schutz. Was Schutzbedürftigkeit bedeutet, hat Athena Owls am eigenen Leib erlebt und spürt sie weiter an der Not von Klienten. Neben seinem Künstlerdasein arbeitet der 35 Jahre alte Psychologe bei einer Beratungsstelle für queere Menschen in Chemnitz und hört Tag für Tag, was Hass und Hetze anrichten. „Mich hat zuletzt die Angst eines zwölfjährigen trans-Mädchens vor seinen Mitschülern sehr berührt. Es war herzzerreißend. Das Mädchen hatte einfach nur den Wunsch, als Mensch und nicht als trans-Person gesehen oder gar als ,Transe‘ beschimpft zu werden“, erzählt Athena Owls. „Ausgrenzung ist eine furchtbare Erfahrung. Sie kann tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, das Selbstwertgefühl und die schulische Leistung der betroffenen Schülerinnen und Schüler haben.“ 

 

Das Wort „Transe“ ist eine abwertende und diskriminierende Persönlichkeitsverletzung, die in der Regel als Schimpfwort verwendet wird. Das Wort ist eine verkürzte Form von Transgeschlechlichkeit oder transgender. „Das Schimpfwort ist verletzend, beleidigend und wertet die Identität von trans-Personen, trans-Frauen und trans-Männern ab. Diese Selbstbezeichnung zu respektieren und geschlechtliche Vielfalt nicht zu verunglimpfen – auch darum geht es beim Christopher Street Day in Leipzig.“

CSD in Leipzig: Mehr Schutz für queere Menschen

So bunt ist Leipzig: Der CSD-Truck der Leipziger Gruppe und der LVB-Vielfaltsbus ziehen viele CSD-Teilnehmer magisch an.

So bunt ist Leipzig: Der CSD-Truck der Leipziger Gruppe und der LVB-Vielfaltsbus ziehen viele CSD-Teilnehmer magisch an.

Dass die Angst vieler Menschen, „die nicht in Stereotype, in Schubladen passen, anders sind, anders aussehen“, wie Athena Owls sagt, begründet ist, zeigt auch die Statistik. Mehr als 2100 Straftaten gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans- oder intergeschlechtliche sowie andere queere Menschen erfassten die Behörden laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr – so viele wie noch nie zuvor. Den deutlichsten Zuwachs gab es bei Taten aus dem politisch rechtsextremen Spektrum. Ende 2024 veröffentlichte das Bundesinnenministerium erstmals einen Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit von LGBTQIA-Personen. Queer-feindliche Hasskriminalität sei „auch eine Gefahr für die innere Sicherheit und für unsere Gesellschaft“, heißt es darin. Die Auswertung zeigt, dass sich die erfassten Straftaten seit 2010 nahezu verzehnfacht haben. 

 

„Wir sehen, dass die große Sichtbarkeit queerer Menschen auch zu einem Anstieg von Anfeindungen und Delikten gegen sie führen kann“, sagt Athena Owls. Sie arbeitet hauptberuflich als Psychologe und freiberuflich als Drag Artist – woraus sie keinen Hehl macht: „Ich fahre mit Perücke, Perlenkleid und Plateauschuhen Rad – das geht in Leipzig. Allerdings bin ich so gut wie nie allein und immer mit Freunden unterwegs. Mein größtes Privileg und mein größter Schutz: Ich bin ein weißer cis-Mann. Ich werde als Mann wahrgenommen und sehe mich auch selbst so. Ich kann öffentliche Toiletten und Umkleidekabinen nutzen. Meine Glaubwürdigkeit und meine Ausweise werden nicht infrage gestellt. Ich bin, was ich bin und niemanden stört es. Doch sobald man als queer identifiziert wird, wandelt sich das Blatt.“

 

Wenn sich der Psychologe in sein Alter Ego – Athena Owls – verwandelt, zeigt sich eine neue, andere Seite: die Göttin im Mann. Eine Power-Frau, die ihr Ding macht und jede heteronormative Zuschreibung mit Glanz, Glamour und Glitter wegfegt. Für Fans und Freunde ein großer Spaß. Für Fabulierer, Fundamentalisten und Feinde eine Provokation.

Gemeinsam für die Vielfalt: Die Leipziger Gruppe beim CSD 2025

Die Leipziger Gruppe setzt beim CSD auf vielfältigste Weise ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Respekt.

Die Leipziger Gruppe setzt beim CSD auf vielfältigste Weise ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Respekt.

Die Rückkehr konservativer Wertvorstellungen und die Stärkung dieser durch politische Kräfte – das treibt nicht nur Athena Owls, sondern auch die Organisatoren des CSD Leipzig um. „Wir gehen für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte auf die Straße. Gegen Ausgrenzung, Hass, Hetze und Diskriminierung. Wir fordern eine Zukunft, in der es egal ist, wen wir lieben. Eine Zukunft, in der es egal ist, welches Geschlecht man hat oder ob man sich gar keiner Definition von Geschlecht, Sexualität oder Romantik zuordnen möchte“, schreibt der Vorstand des CSD in seiner Einladung zur CSD-Parade am 28. Juni. Das Motto des CSD 2025: „Wir bleiben hier!“ – eine Reminiszenz an den trotzigen Ausruf der Montagsdemonstranten im Herbst 1989. Botschafter in diesem Jahr: Musiker Sebastian Krumbiegel. Rund 30 Unternehmen, Vereine, Parteien und Institutionen unterstützen und fördern den CSD – eine der größten Menschenrechtsbewegung. 

 

Was die Leipziger Gruppe bewegt, dabei zu sein? „Die Menschen sind bunt, wir auch! Und das wollen wir zeigen. Als Leipziger Gruppe haben wir unsere Vision und Ziele zur Chancengleichheit fest in einem Leitbild verankert. Und dafür stehen wir ein. Deshalb entspricht es unserem Selbstverständnis, dass wir für eine vielfältige und chancengleiche Kultur eintreten“, sagt Doreen Rödel, Chancengleichheitsbeauftragte der Leipziger Gruppe. „Wir sind am 28. Juni von 11 bis 16 Uhr wieder vor Ort und mit unserem eigenen Truck auf dem Umzug durch die Stadt dabei. Gemeinsam wollen wir mit allen Leipzigern tanzen, feiern und demonstrieren.“ Mit dabei auf dem CSD-Truck der Leipziger Gruppe: DJ Tim Tänzer, jeweils zwei Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leipzig und der Polizeidirektion Leipzig sowie der legendäre LVB-Busfahrer Michael Ahrens, der den Vielfaltsbus hinter dem Truck steuert.

 

Seit 2019 unterstützt die Leipziger Gruppe den CSD. „Wir setzen uns aktiv für eine vielfältige und inklusive Unternehmenskultur ein. Beim CSD setzen wir nicht nur ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz, sondern nutzen die Gelegenheit, um unsere Beschäftigten zu sensibilisieren und zu informieren. Denn Chancengleichheit, Teilhabe, Inklusion als Grundrechte mit Leben zu erfüllen, ist uns ein Anliegen aus Überzeugung. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass alle Beschäftigten sich bei uns willkommen und wertgeschätzt fühlen“, so Rödel. 

 

„Für Beständigkeit und Ausdauer steht auch der unermüdliche Kampf queerer Menschen um die gleichen Rechte wie alle anderen auch“, sagt Athena Owls, „Es gibt noch viel zu tun“, sagt die Göttin und schwebt dem CSD entgegen.  

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