Wie das Tech Board der Leipziger Stadtwerke den Horizont erweitert
von Simone Liss | 24.04.2025
von Simone Liss | 09.07.2025
Schulen, Kitas, Sportbäder – sie alle bekommen was aufs Dach. Leipzig steigert das Ausbautempo für Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern. Möglich macht das eine Tochter der Leipziger Stadtwerke.
In diesem Jahr wurde eine PV-Anlage auf dem Dach der Kurt-Masur-Schule in der Südvorstadt in Betrieb genommen.
In diesem Jahr wurde eine PV-Anlage auf dem Dach der Kurt-Masur-Schule in der Südvorstadt in Betrieb genommen.
Sie sind das Topping auf vielen öffentlichen Dächern und beliebt wie Sahnehäubchen: Solaranlagen. Öffentliche Schulen, Kindertagesstätten, Sportbäder, Kliniken, Feuerwehren, Stadtreinigung, Gewandhaus, Straßenbahn- und Busdepots – sie alle wollen die Sonne einfangen für sich nutzen. Konkret: Energie vor Ort erzeugen, Kosten sparen und die Klimaneutralität voranbringen. Leipzig hat dafür gute Voraussetzungen. Laut dem Solaratlas des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ganz Leipzig das Potenzial, 2,2 Terrawattstunden Sonnenenergie pro Jahr einzufangen. Die Kommune geht mit gutem Beispiel voran und rüstet Jahr für Jahr systematisch Dächer vieler kommunalen Gebäude mit Photovoltaikanlagen aus. Grundlage für dieses Ausbauprogramm ist ein Stadtratsbeschluss von 2020.
Zuständig für diesen Ökostrombooster ist die Leipziger Kommunale Energieeffizienz GmbH (LKE), eine Tochtergesellschaft der Leipziger Stadtwerke. Sie baut und betreibt die kommunalen Solaranlagen und wickelt die Stromlieferung ab. Die Bilanz der LKE kann sich sehen lassen: Leipzig produziert aktuell auf kommunalen Dächern rund 2.300 Megawattstunden Ökostrom pro Jahr. Das entspricht etwa dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 1.000 Einpersonenhaushalten. Im Schnitt wird ein Autarkiegrad von 40 Prozent und eine Eigenverbrauchsquote von 70 Prozent erreicht.
LKE-Geschäftsführer Stephan Klan, Schulleiterin Christiane Dubiel und Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg (v.l.n.r.) bei der offiziellen Inbetriebnahme der PV-Anlage der Kurt-Masur-Schule.
In den vergangenen Jahren wurden 38 neue Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden neu errichtet. In diesem Jahr sind weitere 15 Anlagen im Bau und in der Vorbereitung – unter anderem auf dem Dach des Gewandhauses, des Ambulanzzentrums des städtischen Klinikums St. Georg sowie des LVB-Busports in Lindenau. Ein besonderes Projekt in Zusammenarbeit mit der LKE ist der geplante Photovoltaik-Carport auf dem P+R-Parkplatz an der Neuen Messe mit einer angestrebten Leistung von einem Megawatt Peak.
Insgesamt stemmt die LKE aktuell rund 200 Energielösungs-Projekte. Sie betreibt darüber hinaus inzwischen 125 Wärmeerzeugungsanlagen, deren Modernisierung bereits zu jährlichen CO₂-Vermeidungen in Höhe von rund 782 Tonnen geführt hat.
Ein Beweis und Zeichen für gelebte Nachhaltigkeit ist die neue Photovoltaikanlage auf dem 3.370 Quadratmeter großen Dach der Kurt-Masur-Schule. Die LKE hat die Anlage mit einer maximalen Leistung von 99 Kilowatt an der Grundschule in der Südvorstadt installiert.
Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt: „Rund 70 Prozent des erzeugten Stroms werden direkt in der Schule genutzt – ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen. Wir sehen hier ganz konkret, wie die kommunale Energiewende gelingen kann – Hand in Hand mit den Bürgerinnen und Bürgern.“ Die Initiative zur Anlage auf der Kurt-Masur-Schule kam nicht nur von der Stadt, sondern auch aus der Schulgemeinschaft selbst: Lehrerinnen, Lehrer und Eltern engagierten sich aktiv für das Projekt.
Christiane Dubiel, die kommissarische Schulleiterin, erklärt: „In unserer Zukunftswerkstatt setzen sich die Schülerinnen und Schüler jeden Freitag mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung auseinander. Mithilfe von kleinen Solarmodulen werden schuleigene Tablets auf dem Schulhof geladen. Und nun befinden sich die großen Solarmodule auf dem Schuldach, um uns bei Sonnenschein mit Strom zu versorgen. Das ist großartig. So können bereits Grundschülerinnen und Grundschüler die Energiewende hautnah erleben.“
LKE-Geschäftsführer Stephan Klan, Schulleiterin Christiane Dubiel und Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg (v.l.n.r.) bei der offiziellen Inbetriebnahme der PV-Anlage der Kurt-Masur-Schule.
Die Zusammenarbeit mit der LKE hat den Vorteil, dass Prozesse standardisiert und beschleunigt werden und auch kleinere Dächer mit PV-Anlagen ausgestattet werden können. LKE-Geschäftsführer Stephan Klan ergänzt: „Kurze Wege, große Wirkung – mit vereinten Kräften und einer starken Kooperation mit der Stadt Leipzig setzen wir ein Zeichen für den Klimaschutz.“
Die Photovoltaikanlage an der Kurt-Masur-Schule ist Teil der städtischen Initiative, kommunale Dächer zur Gewinnung erneuerbarer Energien weiter auszubauen. Dies betrifft sowohl bestehende Gebäude als auch Neubauvorhaben. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Anlagen mit einer maximalen Gesamtleistung von 2,1 Megawatt Peak errichtet, jährlich sollen hier zwischen 1 und 1,5 Megawatt Peak hinzukommen.
Insgesamt werden etwa 50 bis 70 Prozent des produzierten Stroms von den Einrichtungen selbst genutzt, der Rest als Überschuss ins Netz eingespeist. Die Kommune verfügt über rund 3.000 Dachflächen, die seit einem Beschluss des Stadtrates im Jahr 2020 und nach einer ersten Vorprüfung kontinuierlich auf verschiedene Kriterien hin untersucht werden – etwa nach Größe, Bauzustand und Denkmalschutz.
„Unser Wunsch ist, dass jedes neue kommunale Dach daher eine Begrünung und eine Anlage zur Stromerzeugung erhält“, sagt Dienberg. „Auch bestehende Dächer unserer Liegenschaften sollen, falls sie baulich geeignet sind, Schritt für Schritt entsprechend ausgerüstet werden.“
Leipzig unterstützt mit seinem Solarstrom-Engagement die aktuelle Entwicklung: Heute erzeugen Photovoltaikanlagen in Sachsen doppelt so viel Energie wie noch vor zehn Jahren. Unter den deutschen Bundesländern liegt der Freistaat mit seiner Gesamt-Solarstromleistung von mehr als fünf Millionen Kilowattstunden auf Rang sieben – wobei Bayern mit großem Abstand den ersten Platz belegt.
In Sachsen wird dabei gleichermaßen auf Freiflächen- und Dachanlagen gesetzt. Fast 2,4 Millionen Freiflächenanlagen machen 46,8 Prozent der jährlichen Solarleistung aus. Die 2.468.011 Dachanlagen produzieren sogar 48,3 Prozent des sächsischen Solarstroms.
Vor allem in Leipzig setzen private Investoren und öffentliche Hand auf die Kraft der Sonne: Während 2015 noch 1.571 Photovoltaikanlagen am Netz waren, waren es 2021 bereits 2.853 und 2025 sind es nun insgesamt 11.748. Diese erzeugen unter Normalbedingungen 180.604 Kilowattstunden Strom. Im deutschlandweiten Vergleich der Städte und Gemeinden landet Leipzig auf Platz 13 – und hat damit viel Abstand zu Dresden (Platz 70), wo 11.580 Solaranlagen insgesamt 105 Tausend Kilowattstunden Strom generieren.