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Grüne Wärme aus dem See – Aquathermie im Hafendorf Hain

von Annett Nicklaus | 15.07.2025

Während der Hainer See gerade für Abkühlung bei den Badegästen sorgt, dient er gleichzeitig als innovative Wärmequelle. Denn eine Aquathermieanlage, die die Leipziger Stadtwerke und die Tilia GmbH mit der Quartiersenergie GmbH installierten, versorgt das Hafendorf Hain mit klimaneutraler Energie.

Hafendorf Hain mit Bootssteg und Aquathermieanlage

Hainer Dorf mit Bootssteg und Aquathermieanlage

Der Hainer See, einst eine Braunkohlegrube und heute eines der attraktivsten Gewässer des Leipziger Neuseenlands, ist ein Symbol des Wandels. Denn wo früher Abraumhalden und Kohlebagger das Bild prägten, liegt heute eine glitzernde Wasserfläche, die nicht nur Touristen begeistert und gerade jetzt viele Erholungssuchende und Sommergäste anlockt. Seit kurzem dient der See mit der Aquathermieanlage im Hafendorf Hain auch als innovative, klimaneutrale Energiequelle.

Pilotprojekt im Feriendorf - Aquathermie am Hainer See

Das Hafendorf Hain setzt auf Aquathermie, um seine Gebäude klimafreundlich zu heizen und zu kühlen. „Wir wollen den Strukturwandel aktiv mitgestalten und zeigen, wie eine nachhaltige Wärmeversorgung auch außerhalb der fernwärmeversorgten Stadtgebiete gelingen kann“, sagt Hartwig Kalhöfer, Leiter des Geschäftsführbüros der Stadtwerke.

Heizhaus mit Wärmepumpe und Gaskessel (240 kW)

Heizhaus mit Wärmepumpen, Spitzenlastkessel und Wärmespeicher

Effizienz durch Innovation

Apartments, Cafés und ein Wassersportzentrum im Feriendorf am Nordufer des Hainer Sees werden seit August 2024 mit grüner Energie beheizt bzw. auch gekühlt. Ein oberhalb des Dorfes gelegenes, zentrales Heizhaus ist das Herzstück des 800 Meter langen Nahwärmenetzes. Von hier wird die Wärme über zwei Wärmepumpen mit je 78 kW Leistung in die rund 30 Hausanschlüsse gespeist.

Sechs Wärmeübertrager wurden unter dem Bootssteg installiert

Sechs Wärmeübertrager wurden unter dem Bootssteg installiert

Die eigentliche Innovation liegt aber direkt im See. Sechs speziell entwickelte Wärmeübertrager unter dem Bootssteg nutzen die Wärme des Seewassers und übertragen sie an die beiden Wärmepumpen. Damit ist diese Wärmequelle nahezu unsichtbar und arbeitet mit beeindruckender Effizienz. Selbst wenn der See im Winter nur 5 Grad hat, ist der Temperaturunterschied im Vergleich zum Kältemittel in der Wärmepumpe noch groß genug, um Energie zu gewinnen. Ansonsten sorgt als Backup ein Gasbrennwertkessel dafür, dass auch bei Lastspitzen im Winter die Wärmeversorgung gewährleistet bleibt. Im Sommer, wenn hohe Temperaturen die Urlaubsgäste erfreuen, dient die Anlage zur Kühlung der Gebäude.

Oloid-Rührwerk

Oloid-Rührer steigern die Leistung durch eine effiziente Wasser-Umwälzung

Zur Leistungssteigerung sind die Wärmetauscher mit innovativen Propellern, sogenannten „Oloid-Rührwerken“, kombiniert. Oloid beschreibt einen 1929 von Paul Schatz erfundenen geometrischen Körper, dessen Oberflächeneigenschaften eine besonders effiziente Wasserumwälzung garantieren. Oloide sind eine bewährte Rührtechnologie, zum Beispiel in Aquarien oder Kläranlagen. Ihr Einsatz zur effizienten Wärmegewinnung wie bei diesem Projekt ist aber eine Besonderheit. 

Die Oloid-Rührer ähneln zwei rotierenden Fischflossen und sorgen für eine effiziente Wasserumwälzung. „Dank der Oloide können wir aus einem stehenden Gewässer ein Fließgewässer machen und so die Effizienz der Anlage steigern“, erklärt Martin-Joseph Hloucal, der Ingenieur hinter der Innovation. Die Oloide benötigen nur 220 Watt Leistung. Ein nützlicher Nebeneffekt: Durch die kontinuierliche Wasserbewegung wird die Eisbildung an der Oberfläche behindert, sodass Teile des Hafens eisfrei bleiben und Boote auch im Winter bewegt werden können.

Grafik Aquathermieanlage

Grafik Aquathermieanlage Hainer See

Ein Quartier setzt Zeichen

Die Aquathermieanlage am Hainer See wurde von der Quartiersenergie GmbH entwickelt, einer gemeinsamen Tochter der Leipziger Stadtwerke und der Tilia GmbH. Christoph Schaal, Geschäftsführer der Quartiersenergie GmbH und Vertriebsleiter bei den Stadtwerken, erklärt: „Das Projekt zeigt, wie wir Partnerschaften nutzen, um innovative Lösungen für die Energiewende voranzutreiben. Die Erfahrungen am Hainer See helfen uns, ähnliche Vorhaben auch in anderen Regionen umzusetzen, zum Beispiel in Berlin.“

Das Aquathermieprojekt am Hainer See ist Teil der umfassenden Strategie der Stadtwerke, Leipzigs Wärmeversorgung bis 2038 klimaneutral umzugestalten. „Neben der Dekarbonisierung der Fernwärme setzen wir auf eine breite Palette klimaneutraler Technologien, darunter Solarthermie, industrielle Abwärmenutzung und Geothermie. Wir diversifizieren unsere Ansätze gezielt, um flexibel auf regionale Gegebenheiten und technologische Entwicklungen reagieren zu können“, so Kalhöfer. Diese Vielfalt macht die Energieversorgung nicht nur nachhaltiger, sondern auch resilienter gegen Schwankungen.

Blick in die Zukunft

Das Hafendorf Hain ist nur der Anfang. Bereits in Planung ist ein weiteres Projekt am Markkleeberger See, wo eine Jugendherberge oberhalb der Wildwasseranlage Aquathermie nutzen soll. „Wir sehen in der Technologie ein enormes Vertriebs-Potenzial – auch über die Stadtgrenzen hinaus“, betont Schaal. Gemeinsam mit starken Partnern wollen die Leipziger Stadtwerke die Marktentwicklung vorantreiben und weitere Nahwärmeprojekte umsetzen, so etwa in den gewässerreichen Regionen vor den Toren Berlins.

 

Weitere Informationen:

Innovatives Aquathermie-Projekt am Hainer See – Quartiersenergie

Innovatives Aquathermie-Projekt am Hainer See - Tilia

 

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