Grün statt Grau: Was Jessis Bäume und die Leipziger Gruppe verbindet
von Simone Liss | 21.10.2025
von Simone Liss | 05.12.2025
Rund 400 Abstimmungsberechtigte, mehr als 200 Mitglieder, gut 50 Freunde und Förderer, fast 55.000 Euro im Gemeinwohltopf, 26 Projekte zur Auswahl: Die Initiatoren des Gemeinwohlparlaments Leipzig 2025 ziehen eine erste positive Bilanz. Am 5. Dezember wird bei der ersten Parlamentssitzung live – im Neuen Rathaus – oder online via Link über die Verteilung des Gemeinwohltopfs abgestimmt. Eine Zäsur in Leipzigs Demokratiegeschichte.
Gemeinwohlparlament Leipzig auf der Zielgeraden: Die erste Abstimmung findet am Vorabend des Nikolaus' statt.
Gemeinwohlparlament Leipzig auf der Zielgeraden: Die erste Abstimmung findet am Vorabend des Nikolaus' statt.
MDR-Moderator Lars Wohlfahrth könnte am Vorabend des Nikolaus‘ im Neuen Rathaus möglicherweise „Lasst uns froh und munter sein“ anstimmen – nicht ohne Grund: Das Gemeinwohlparlament Leipzig kommt zu seiner ersten Sitzung zusammen und stimmt über die Verteilung von rund 55.000 Euro ab. „Die Mitglieder des Runden Tisches Gemeinwohl Leipzig haben es innerhalb von wenigen Monaten geschafft, ein neues, innovatives Beteiligungsformat zu etablieren und den Gemeinwohltopf zu füllen – eine frohe Botschaft am Vorabend des Nikolaus‘, der für Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft steht“, sagt Frank Viereckl, Leiter Konzernkommunikation der Leipziger Gruppe. Der kommunale Unternehmensverbund ist Mitglied des Runden Tisches Gemeinwohl und hat unter anderem sechs Auszubildenden und Studenten der Leipziger Gruppe die Mitgliedschaft im Gemeinwohlparlament Leipzig ermöglicht.
Crowdfunding trifft direkte Demokratie
Hätte dieses Parlament einen Sound, käme er wohl Sebastian Krumbiegels „Die Demokratie ist weiblich“ nah. Doch hieße der Song: „Die Demokratie ist Leipzig“. Denn genau darum geht es: um Verantwortung, um Vertrauen, um Menschlichkeit, um das Wohl aller. Um eine Stadtgesellschaft, die einander achtet und aufeinander achtet, die sich gegenseitig unterstützt, voneinander lernt und gemeinsam die Zukunft gestaltet. Leipzig ist das schon mehrfach gelungen: unter anderem 1953, 1965, 1982, 1989, 2001, 2024.
Doch was dient heute diesem Zweck? Aus der Mitte der Leipziger Stadtgesellschaft entsprang 2025 eine Idee, die einfach und gut ist: Wie wäre es, Spendengelder für gemeinnützige Projekte direkt und demokratisch zu verteilen? Nach dem Prinzip: jede Stimme zählt. Unabhängig von Parteimitgliedschaft, Herkunft, Weltanschauung, Lebensform, Fähigkeiten und Interessen. Der Impuls: So Selbstwirksamkeit und direkte Demokratie erlebbar zu machen. In einer Zeit, wo Fliehkräfte an demokratischen und rechtsstaatlichen Grundwerten zerren, die Zustimmungswerte für Autoritarismus steigen und immer mehr Bürger mit dem aktuellen Zustand der Demokratie unzufrieden sind.
Anders als bei den sogenannten Spendenparlamenten, die es in der Vergangenheit auch in Leipzig gab und die in anderen Städten wie Hamburg oder Erfurt existieren, mussten die 2025 eingereichten Projekte dem eigens entwickelten Gemeinwohl-Kodex mit seinen vier Kriterien entsprechen, um zur Abstimmung zugelassen zu werden. Ein Projekt musste auf einer innovativen Idee beruhen, den sozialen Frieden fördern und zu nachhaltiger Lebensqualität beitragen. Außerdem sollten „Respekt und Anstand“ gestärkt werden, indem die Projekte Weltoffenheit und Toleranz in den Mittelpunkt stellten. Besonders erwünscht waren Vorhaben, die generationenübergreifend wirkten – etwa wenn Jung und Alt einander mit unterschiedlichen Kompetenzen unterstützten.
26 Projekte, die Generationen verbinden
Das diesjährige Jahresthema „Jung. Alt. Gemeinsam. So geht Leipzig.“ spiegelt sich in den Projektideen wider, die am 5. Dezember im Neuen Rathaus präsentiert werden. Sie fördern Begegnungen zwischen Generationen, schaffen generationenfreundliche Infrastruktur oder ermöglichen gemeinsames Lernen und Miteinander. Es geht um gemeinsames Singen, Proben, Beten, Malen, Spinnen, Gärtnern, Wissen teilen, Tanzen, Spielen, Einkaufen, Sprachen lernen, Rätseln, Radfahren, Stricken, Lesen, Sport machen und das gemeinsame Üben für Notfälle.
Die insgesamt beantragte Fördersumme der 26 zur Wahl stehenden Projekte beläuft sich auf 108.340 Euro. Damit übersteigt die Nachfrage die verfügbaren Mittel deutlich, was die Bedeutung der Sitzung und der Entscheidungen der Parlamentsmitglieder unterstreicht.
Mitinitiator Prof. Dr. Timo Meynhardt von der HHL Leipzig Graduate School of Management betont: „Das Gemeinwohlparlament Leipzig zeigt, wie wir gemeinsam Verantwortung für unsere Stadt übernehmen können. Es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie wir durch Partizipation und Dialog die Herausforderungen unserer Zeit angehen und die Stadtgemeinschaft stärken.“