Individuelle Stadtrundfahrt: Leipzig ganz für sich entdecken
von Redaktion | 30.06.2023
von Catrin Kultscher | 13.09.2024
Tschechischer Zwangsarbeiter am Straßenbahnhof Angerbrücke, um 1942 (Stadtarchiv Leipzig, 0563, Nr. 40799).
Lilith Günther recherchiert zu Zwangsarbeit in Leipzig.
Lilith Günther hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Dazu hat sie Material im Betriebsarchiv der LVB, im Stadtarchiv und im Staatsarchiv Leipzig, im Bauaktenarchiv Leipzig sowie ausgewählte Bestände der Arolsen Archives und des Archivs des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds gesichtet. „Leider sind die Bestände nicht lückenlos überliefert, sodass sich einige Aspekte der Geschichte von NS-Zwangsarbeit bei den LVB immer noch nur fragmentarisch erschließen lassen“, stellt die Historikerin fest.
Fest steht: Milan S. war einer von ca. 200 tschechischen Männern, die von 1942 bis 1945 für die LVB arbeiteten. Günther dazu: „Zu ihrer Geschichte ließ sich in meiner Recherche am meisten herausfinden, die Materialien des Archivs des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds waren dabei besonders wertvoll. Es handelt sich bei ihnen nicht nur um Verwaltungsakten, sondern auch um Berichte der Menschen selbst.“ Die LVB beschäftigten zwischen 1942 und 1945 mehr als 800 sogenannte zivile Zwangsarbeiter, die durch die Arbeitsämter in den besetzten Ländern rekrutiert und vermittelt wurden. Die meisten von ihnen kamen aus dem Protektorat Böhmen und Mähren – dem heutigen Tschechien – aus Belgien, Frankreich oder der Ukraine. Ein Viertel von ihnen waren Frauen. Sie arbeiteten in fast allen Abteilungen der LVB.
Gemeinschaftslager "Alte Brauerei" von außen (Stadtarchiv Leipzig, 0563, Nr. 40801).