„Für viele Bewerber, Auszubildende, Quereinsteiger, aber auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen ist der Fahrsimulator ein Gewinn“, sagt Deichsel. Der Wow-, oder Aha- oder Oho-Effekt sei enorm. „Der Simulator ist ein Schonraum. In ihm kann man seine Belastbarkeit, Stressresistenz, sein Verantwortungsbewusstsein testen und die Komplexität seiner möglichen Arbeitsaufgabe nachvollziehen. Im Fahrsimulator macht man die Probe aufs Exempel. Hier zeigen sich viele Licht- und Schattenseiten unseres Berufs. Wer dies selbst erlebt, fährt mit anderen Augen durch Leipzig“, sagt Deichsel. Seit Januar 2023 nutzen die LVB drei Fahrsimulatoren im Dauerbetrieb. Ein vierter soll Ende 2025 dazukommen. Simuliert werden Fahrten mit den Straßenbahntypen XL, XXL und NGT 10. Zukünftig auch NGT+.
Die Investition in neue Ausbildungs-Technologien sind ein Bestandteil der Wachstums-Strategie der LVB und des Liniennetzes der Zukunft. „Ohne zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer, die zügig und qualitativ hochwertig ausgebildet werden können, ist allerdings kein Staat zu machen. Auch deshalb setzen wir im bundesweiten Vergleich Maßstäbe mit unserer Fahrerausbildung. Vergleichbare Fahrsimulatoren gibt es momentan nur in Berlin, Mannheim und Stuttgart“, sagt Deichsel.
Die Innovationsbereitschaft der LVB und die Berufsperspektive bei den LVB haben sich mittlerweile rumgesprochen und tragen Früchte. Allein im vergangenen Jahr konnte der Mobilitätsdienstleister 470 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen – die meisten davon im Fahrdienst. Dabei wird die interkulturelle Vielfalt innerhalb des Unternehmens mittlerweile als Stärke angesehen. Waren 2013 noch sechs Nationen in der LVB-Gruppe vertreten, sind es mittlerweile 43. Zudem haben rund zwölf Prozent der Auszubildenden einen Migrationshintergrund.
Auf Wachstumskurs sind nicht nur die Mitarbeiterzahlen, sondern auch die Fahrgastzahlen. Im vergangenen Jahr zählte das Unternehmen 153 Millionen Fahrgäste – 18 Millionen mehr als 2022. In der ÖPNV-Branche gilt dies als Spitzenwert. „Leipzig steigt um und wir geben unser Bestes dafür – deshalb freue ich mich über jeden Kollegen, der in den Fahrsimulator steigt und sein Fahrverhalten trainiert und sich fit hält“, sagt Deichsel. Umsteigen kommt für ihn nur nach Feierabend infrage. Worauf? „Ich restauriere gerade einen alten Barkas B 1000. Ein Schätzchen. Unsere Flotte dagegen ist ein Schatz“, sagt Schöne und gibt mir zum Abschied einen Rat: „Probieren Sie es doch mal als Busfahrerin.“