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12.242 Euro für Barrierefreiheit: DOK Leipzig schafft Spendenziel dank Leipziger Crowd

von Simone Liss | 21.08.2025

Spendenziel erreicht: Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, kurz DOK Leipzig, kann im Herbst 2025 fünf bis sieben Filme barrierefrei zeigen – dank der Leipziger Crowd.

Ein Blick auf die App Greta: Alle Kino- und TV-Filme mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln sind in der App abrufbar. DOK Leipzig/Lukas Diller

Ein Blick auf die App Greta: Alle Kino- und TV-Filme mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln sind in der App abrufbar. DOK Leipzig/Lukas Diller

Hochkonzentriert: Eine Gebärdendolmetscherin macht ein Gespräch beim DOK Filmfestival für hörgeschädigte Zuschauer zugänglich. DOK Leipzig/Susann Bargas Gomez

Hochkonzentriert: Eine Gebärdendolmetscherin macht ein Gespräch beim DOK Filmfestival für hörgeschädigte Zuschauer zugänglich. DOK Leipzig/Susann Bargas Gomez

Rund 80 Filme sind in diesem Jahr im Rennen um die Goldenen und Silbernen Tauben, die die Jury des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm am 2. November 2025 in der Schaubühne Lindenfels vergeben wird. Um einen Teil dieser Filme für ein vielfältiges Publikum erlebbar zu machen, werden sie mit Audiodeskriptionen für Menschen mit Sehbehinderung oder erweiterten deutschen Untertiteln für Menschen mit Hörbehinderung ausgestattet. „Eine Audiodeskription für blindes und sehbehindertes Publikum hört man sich im Kinosaal per Kopfhörer über eine App an. Eine Stimme beschreibt dann – zusätzlich zum Sound des Films – in den Dialogpausen alle visuellen Eindrücke, die für das Verständnis und für die Filmästhetik wichtig sind: Mimik, Gestik, Schauplätze, Lichtstimmungen Kameraperspektiven. Erweiterte Untertitel für schwerhörige und gehörlose Filmfans erscheinen auf der Leinwand und beschreiben zusätzlich zum Gesprochenen auch wichtige Geräusche und Musik.“

Diese professionelle Leistung ist für Kühne kein Luxus oder Extra oder on top, sondern ein essenzieller Bestandteil des DOK Filmfestivals. „Zur Vielfalt gehört Barrierefreiheit. Inklusion ist kein Randgruppenthema. Jeden von uns kann eine Seh- oder Höreinschränkung verschiedenster Ausprägung und Intensität treffen. Zum Beispiel durch einen Hörsturz. Wie gesagt: Jeden Tag ist das möglich“, sagt Kühne. Deshalb waren sie und ihr Team geschockt, als in diesem Jahr im sächsischen Haushalt die Fördermittel für Inklusion für Kultur gestrichen worden und damit Teile des DOK-Filmprogramms mit barrierefreien Fassungen obsolet geworden sind. 

Kino-Erlebnis für alle Leipziger

Film ab am Bahnsteig: Selbst im Leipziger Hauptbahnhof kann man das DOK Filmfestival verfolgen. DOK Leipzig/Susann Bargas Gomez

Film ab am Bahnsteig: Selbst im Leipziger Hauptbahnhof kann man das DOK Filmfestival verfolgen. DOK Leipzig/Susann Bargas Gomez

Aufgeben? Für Kühne und ihr Team keine Option. In Windeseile wurde eine Crowdfunding-Aktion mithilfe der Leipziger Gruppe und ihrer Crowdfunding-Plattform ins Leben gerufen. „Wir werden seit vielen Jahren finanziell von der Leipziger Gruppe unterstützt und haben verfolgt, wie viele gemeinnützige Vereine und Initiativen in den vergangenen Monaten und Jahren vom Zusammenhalt und der Solidarität vieler Leipziger und ihrer Netzwerke bemerkenswerte Projekte realisiert haben. Das hat uns Mut gemacht, es auch zu versuchen. Dass wir es innerhalb von 44 Tagen geschafft haben, 156 Unterstützerinnen und Unterstützer zu gewinnen und 12.242 Euro einzusammeln – mehr als wir erwartet hatten – stimmt uns absolut froh und macht uns dankbar. Mithilfe dieser Summe können wir seh- und hörbehinderten Menschen die Teilhabe am Festival ermöglichen. Sie können dank der Leipziger Crowd ins Kino gehen.“ Für alle sei das ein Gewinn. Denn auch das darf beim Thema Inklusion und Barrierefreiheit nicht vergessen werden: Jeder Gast, der fehlt, sorgt für Einnahmeverluste beim Veranstalter. 

Diesen Teufelskreis hat das DOK-Leipzig-Team mit der Crowdfunding-Aktion unterbrochen. „Immerhin fünf bis sieben Filme werden wir in diesem Jahr nun barrierefrei anbieten können“, sagt Kühne. Zum Hintergrund: Eine Audiodeskriptionen kostet für einen Langfilm bis zu 5.000 Euro. Die Kosten für einen erweiterten Untertitel liegen pro Langfilm bei etwa 1.500 Euro. „Mal weitergedacht: Von erweiterten Untertiteln profitieren auch Menschen, die des Englischen beispielsweise nicht mächtig oder deren Englischkenntnisse rudimentär sind. Zudem hört die Barrierefreiheit nach dem Festival nicht auf: Alle Kino- und TV-Filme mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln sind in der App Greta abrufbar.“

Die App funktioniert für alle Filme, deren Verleihfirmen ihre SDH- und AD-Spuren für die App zur Verfügung gestellt haben. Userinnen und User können die App auf dem eigenen Smartphone installieren und die barrierefreien Spuren vor Filmbeginn herunterladen. Wenn der Film läuft, synchronisiert sich die App automatisch. Über die App Greta sind derzeit rund 1100 Filme barrierefrei verfügbar, dazu gehören auch einige DVD- und Fernsehfassungen.

Suche nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten

„Dieser Nachhaltigkeitsgedanke gefällt uns gut. Auch die Leipziger Gruppe engagiert sich für Gemeinwohl und setzt sich für Vielfalt, Inklusion sowie Barrierefreiheit ein. Deshalb war es für uns eine Herzenssache, die Crowdfunding-Aktion des DOK Leipzig zu unterstützen und zusätzlich 600 Euro aus unserem Fördertopf auszuschütten“, sagt die Crowd-Managerin der Leipziger Gruppe, Marleen Minker. 

„Wir sind überglücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben und dadurch das gespendete Geld auch nutzen können“, sagt Festivalleiter Christoph Terhechte. „Mit der Menge der barrierefreien Fassungen, die wir nun anfertigen lassen können, liegen wir zwar trotzdem deutlich unter dem Angebot der Vorjahre, aber wir sind allen Spenderinnen und Spendern dankbar, dass wir einen Teil davon umsetzen können. Dabei soll es natürlich nicht bleiben. Wir widmen uns jetzt der Frage, welche alternativen Finanzierungsmöglichkeiten es für das Angebot im kommenden Jahr gibt, und werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass kulturelle Teilhabe gefördert wird. Nicht zuletzt die hohe Zahl der Unterstützerinnen und Unterstützer zeigt, dass es ein gesellschaftliches Interesse und eine Notwendigkeit gibt, für Barrierefreiheit zu sorgen."

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