Energiebeschaffung: Am Puls der Strombörse

Die Energiebeschaffung ist Michaels Geschäft. Er beobachtet den Strommarkt und sorgt mit Rohstoffprognosen und Analysen für einen möglichst niedrigen Preis.

„Ich versuche, die Energiebeschaffung günstiger zu machen, indem ich langfristige Markttrends erkenne, Rohstoffprognosen erstelle und analysiere, welche Chancen sich daraus für die Leipziger Stadtwerke ergeben.”

Dathe, Michael

Der Experte für den Rohstoffmarkt ist bereits seit zwölf Jahren für die Leipziger Stadtwerke tätig und behält für sie die globalen Energiemärkte für beispielsweise Öl, Gas und Strom im Blick. „Ich bewerte Chancen und Risiken und prüfe die Rohstoffpreisentwicklung. Darauf basierend gebe ich Empfehlungen für Beschaffungsstrategien, also dafür, wann wie viel Energie zu welchem Preis eingekauft werden sollte“, erklärt Michael. „Ich vergleiche das gern mit einem Fonds-Sparplan, den viele Menschen für ihre Altersvorsorge haben. Mal kauft man mehr, mal weniger, aber in jedem Fall kontinuierlich und zu festen Terminen, denn so ist es am risikoärmsten. Damit sind wir bei den Leipziger Stadtwerken bisher immer sehr gut gefahren.“

Tägliche Herausforderungen bei der Energiebeschaffung

Der Arbeitstag des Rohstoffanalysten beginnt früh am Morgen. Bereits gegen 06:30 Uhr schaltet er seinen Computer ein und verschafft sich einen Überblick, was am Vorabend noch an den Energiebörsen in Amerika passiert ist und wie der neue Tag an den asiatischen Märkten begonnen hat. „Es ist wichtig, schnell und effizient an Informationen zu kommen. Ich schaue mir dann an, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln und welche wichtigen Einflussfaktoren es gerade gibt. Das können zum Beispiel Naturkatastrophen oder Lieferengpässe sein.“ Eines ist sicher: Langweilig wird es in Michaels Job nicht. „Es passiert ja ständig etwas anderes in der Welt, auf das wir reagieren müssen – von Fukushima über die Rohstoffkrise bis hin zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Ich kann mir nicht vorstellen, auf absehbare Zeit etwas anderes zu machen."

Erneuerbare Energien als wichtiger Wettbewerbsvorteil für Deutschland

Michael ist sich sicher, dass wir die aktuelle Energiekrise meistern und auch langfristig das Klima retten können. „Alle müssen an einem Strang ziehen und jeder für sich muss seinen Beitrag leisten. Ich sehe aber, dass die Deutschen das ernst nehmen und ins Tun kommen. Wir beobachten etwa einen starken Zuwachs bei den erneuerbaren Energien. Und ein guter Teil davon kommt durch Privathaushalte, die sich Photovoltaikanlagen aufs Dach bauen oder Balkonkraftwerke installieren“, sagt der Rohstoffanalyst. „Aber es gibt auch immer mehr Effizienzmaßnahmen in der Industrie, die jetzt greifen. Meiner Einschätzung nach wird die aktuelle Energiekrise noch etwa ein bis zwei Jahre andauern, aber wir können sie überwinden.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat laut Michael nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern auch für unsere Wirtschaft. „Wir müssen unabhängiger werden von fossilen Rohstoffen und von anderen Ländern und Marktteilnehmern. Da Deutschland selbst kaum fossile Rohstoffe hat, gelingt uns das durch die Kraft von Sonne, Wind & Co. Mittel- und langfristig werden diese Energieträger nicht nur die Versorgungssicherheit deutlich verbessern, sondern auch viel kostengünstiger als fossile Energie sein, da sie in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. Dadurch ergibt sich perspektivisch ein Wettbewerbsvorteil, der den Wirtschaftsstandort Deutschland stärkt."

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