Leipziger IFTEC bringt Straßenbahnen auf Vordermann und treibt Mobilitätswende voran

von Simone Liss | 29.04.2024

Problemlöser für Schienenfahrzeuge: Die Leipziger IFTEC hat 40 Fahrzeuge aus der Frankenmetropole Nürnberg wieder auf Vordermann gebracht, technisch und optisch. Welche Rolle die IFTEC für die Mobilitätswende in Deutschland und Leipzig spielt, lesen Sie hier.

Auf einer Schiene ist der Schriftzug IFTEC zu lesen.

Das Fahrzeug glänzt in der riesigen Halle in blank poliertem roten Lack. Von außen und innen sieht es aus wie neu. Es handelt sich um die letzte von der Leipziger IFTEC GmbH & Co. KG modernisierte Straßenbahn für die Nürnberger VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft. 40 Fahrzeuge aus der Frankenmetropole wurden in Sachsen seit 2016 wieder auf Vordermann gebracht, technisch und optisch.

Es ging um einen Auftrag über 24 Millionen Euro, der europaweit ausgeschrieben werden musste. IFTEC bekam den Zuschlag, „denn sie hat sich durch Qualität und ihren guten Ruf hervorgetan", sagte zur Übergabe Thomas Luber, Geschäftsbereichsleiter Schienenfahrzeuge der VAG. Die kommunale Firma sorgt mit 277 Bussen, 115 U-Bahn-Wagen und 70 Straßenbahnen für den öffentlichen Personennahverkehr in Nürnberg.

IFTEC bringt 40 Nürnberger Straßenbahnen auf Vordermann

Blick in eine der Iftec-Instandhaltungshallen.

Die IFTEC hat 530 Mitarbeiter und kommt auf einen Jahresumsatz von rund 72 Millionen Euro.

„Das war ein Riesenkraftakt", betonte Luber. Schließlich würde jede Straßenbahn für den Betrieb benötigt. Gleichwohl sind regelmäßige Wartungen ebenso notwendig wie Reparaturen. Die von Iftec modernisierten Wagen „sind jetzt wieder auf dem aktuellen Stand der Technik, es gibt praktisch keinen Unterschied zu neuen Fahrzeugen".

Luber sagte, seine Gesellschaft habe den Auftrag im Sinne der Fahrgäste und der Stadt Nürnberg erteilt. Schließlich gehe es um ein Stück Lebensqualität. „Wir sind die wahren Klimaaktivisten und setzen auf grüne Mobilität."

Den Auftrag wickelte IFTEC in Kooperation mit Kiepe Electric (ehemals Vossloh Kiepe) aus Düsseldorf ab. „Unsere wahren Kunden sind diejenigen, die mit den Straßenbahnen fahren", sagte Kiepe-Manager Andreas Heitland. Sein Betrieb gehörte seit 2017 zum Münchner Knorr-Bremse-Konzern (31.000 Beschäftigte, Jahresumsatz mehr als sieben Milliarden Euro), nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Bremssysteme und führender Anbieter weiterer Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Jetzt wurde Kiepe Electric zu 85 Prozent an die Berliner Investmentfirma Heramba veräußert.

Ausbau der Infrastruktur: 700 Gleiskonstruktionen für ÖPNV

Ein spannendes Umfeld, in dem die Leipziger sich zu einem inzwischen deutschlandweit tätigen Problemlöser bei allen Instandhaltungsfragen im Bereich Fahrweginfrastruktur und Schienenfahrzeuge entwickelt haben. Neben der Modernisierung von Fahrzeugen baut IFTEC auch Weichen und Gleisanlagen für Straßenbahnsysteme deutscher Verkehrsbetriebe.

Allein in den vergangenen achtzehn Jahren erstellte das Unternehmen rund 700 Gleiskonstruktionen für den öffentlichen Personennahverkehr. „Mit dem Know-how unserer Kollegen unterstützen wir den Infrastrukturausbau und damit die Gestaltung der Verkehrswende in Deutschland", betont Geschäftsführer Peter Tesch. Mit modernen Anlagen, wie einer neuen Portalfräsmaschine, werde das Angebot erweitert, um die Kunden mit technischen Lösungen zu unterstützen.

Die eigentliche Geschichte der IFTEC begann 1896 mit der Gründung des Betriebs von Werkstätten zur Instandhaltung der Gleisanlagen und Straßenbahnen für die Große Leipziger Straßenbahn. Im Kerngeschäft ist der Betrieb, der 530 Mitarbeiter hat und auf einen Jahresumsatz von rund 72 Millionen Euro kommt, für die Instandhaltung der Fahrwege und Schienenfahrzeuge in Leipzig verantwortlich.

Gesellschafter sind je zur Hälfte die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) und die Siemens AG. Zunehmend werden auch Order anderer Verkehrsbetriebe abgearbeitet nach dem Motto: In Leipzig verwurzelt, jedoch in Deutschland und Europa aktiv.

„Die Beteiligung ist ein wichtiger Baustein für uns", sagt LVB-Geschäftsführer Ulf Middelberg. Zum einen gebe es Erträge, zum anderen versuche IFTEC, viele Bestellungen im Umland auszulösen. „Wir lassen so einen Gutteil der Wertschöpfung in der Region." Die Tochter steht im Konkurrenzkampf mit vielen anderen Firmen. „Dieser Wettbewerbsgedanke tut auch den LVB gut", meint Middelberg.

IFTEC-Auftragsbücher gut gefüllt

Ein Mitarbeiter der Iftec trägt auf dem Rücken seiner Jacke das Logo der Iftec.

Die Bearbeitung verschiedenster Fahrzeugtypen außerhalb der LVB-Flotte spricht für das Know-how des Fachpersonals.

Mit dem vergangenen Jahr zeigt sich das IFTEC-Management zufrieden, die Entwicklung verlief stabil. Die Auftragsbücher sind gut
gefüllt, das Unternehmen ist gut ausgelastet. Wie in den meisten Branchen bestehen Herausforderungen in der Harmonisierung von Lieferketten bei den benötigten Materialien und Baugruppen. Die Bindung der Mitarbeiter sowie die Gewinnung neuer Fachkräfte wird als beständige Herausforderung gesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit abzusichern.

Auch für das laufende Jahr erwartet die Geschäftsführung eine kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung. Der Fokus liegt auf der Realisierung der Aufträge und der Gewinnung neuer Kunden. Darüber hinaus wird das Unternehmen weiterhin die Arbeitsstätten und Produktionsbereiche modernisieren.

So wird im Weichen- und Anlagenbau eine neue Anlage zur Herstellung von Radreifen in Betrieb genommen. Die Brennschneidetechnik zur Fertigung von Weichenanlagen wird erneuert. Die derzeit im Netz der LVB eingesetzten Oberleitungsmontagefahrzeuge haben das Ende der technischen und wirtschaftlichen Nutzungsdauer erreicht. Hierfür hat Iftec die Ausschreibung für die Beschaffung von zwei neuen Fahrzeugen gestartet.

3D-Druck für Ersatzteile

Damit soll die Position als verlässlicher, innovativer und zukunftssicherer Instandhaltungs- und Wartungspartner für die wachsende Straßenbahnflotte der LVB weiter ausgebaut werden. Ziel ist zudem, die bestehenden Beziehungen zu anderen Mobilitätsdienstleistern zu erhalten und zu erweitern.

In die Waagschale werfen die Leipziger das breite Leistungsportfolio und die hohe Fertigungstiefe. Auch die Bearbeitung an verschiedensten Fahrzeugtypen außerhalb der LVB-Flotte sichere einen ständigen Knowhow-Zuwachs des hoch qualifizierten Fachpersonals, heißt es. Davon profitieren auch die LVB als Mutterkonzern.

Mit Siemens als Gesellschafter steht den Leipzigern ein Technologiepartner auf Weltmarktniveau zur Seite. Insbesondere der Wissensaustausch und die Zusammenarbeit bei innovativen Zukunftsthemen wie dem 3D-Druck für Ersatzteile ist hier hervorzuheben.

IFTEC hat durch die intensive Zusammenarbeit mit beiden Gesellschaftern sowohl Zugriff auf die Anforderungen eines Verkehrsunternehmens (LVB) als auch durch die Kooperation mit Siemens einen durchgängigen Blick auf die Entwicklung in der Branche. Zusätzlich bringt Siemens Managementkompetenz ein, etwa bei der kontinuierlichen Suche nach Verbesserungspotenzialen und deren Umsetzung.

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