Leipzig, Chemnitz und Dresden bilden Partnerschaft im Nahverkehr

Dienstag, 9. Mai 2023

Angesichts gestiegener Energiepreise, einer sich wandelnden Arbeitsmarktsituation, den immer komplexer werdenden Bau- und Fahrzeugbeschaffungsprogrammen sowie der Notwendigkeit zu mehr Digitalisierung sind die Anforderungen an den Öffentlichen Personennahverkehr enorm gestiegen. Unter der Bezeichnung "Sächsische Unternehmensallianz Mobilität" (SUMO) haben sich die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), die Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG) und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zusammengeschlossen, um ihrer Verantwortung zum sparsamen Umgang mit der notwendigen Komplementärfinanzierung durch Bund, Land und Kommunen gerecht zu werden. Ziel der ÖPNV-Unternehmen ist es, einen eigenen Beitrag zur Kostenreduzierung zu leisten. Im Mittelpunkt der SUMO steht deshalb neben der Reduzierung des Energieverbrauchs vor allem die Suche nach zukunftsfähigen innovativen Lösungen für die Fahr- und Dienstplanung, kundenorientiertem digitalem Vertrieb, effizientem Infrastrukturmanagement, gemeinsamer Ersatzteilbeschaffung, einer unternehmensübergreifenden Weiterbildung von Mitarbeitenden oder dem Einsatz umweltfreundlicher Antriebe. Zwar gibt es schon seit Jahren einen Austausch zwischen den ÖPNV-Unternehmen, doch mit dem koordinierten SUMO-Programm erreicht die Zusammenarbeit ein ganz neues Niveau. Gesteuert werden die Aktivitäten durch den unabhängigen Programm-Manager Andreas Trillmich, der nach 25 Jahren Geschäftsführertätigkeit im ÖPNV dafür die notwendige Expertise mitbringt.  

"Es ist keinesfalls trivial, die noch vorhandenen Ressourcen unserer Umwelt zu schonen und die notwendige Digitalisierung zu verfolgen - parallel aber den sächsischen ÖPNV zu erhalten und weiter auszubauen. Deshalb befinden sich auch die Verkehrsunternehmen vor massiven internen wie externen Herausforderungen. Ich sehe das Projekt Sächsische Unternehmensallianz Mobilität SUMO gerade bei dieser Aufgabe als ein herausragendes Beispiel in Sachsen an", sagt der sächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Martin Dulig. 

"Energiesparen war noch nie so wichtig wie heute - nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht", erklärt DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach eines der SUMO-Projekte. "Vor allem internationale politische Krisen sorgten zuletzt für enorme Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen, Baumaterial und Personal." Der entstandene Kostendruck zwingt die Verkehrsunternehmen, identifizierte Potenziale völlig neu zu bewerten.

Beispielsweise können in Dresden durch die erfolgte Reorganisation des nächtlichen Abstellmanagements von Straßenbahnen allein 975 Megawattstunden pro Jahr eingespart werden. Ebenfalls zur unternehmensübergreifenden Betrachtung im Programm SUMO gehören verschlissene Gleisabschnitte, die zu einer Geschwindigkeitsreduzierung von Straßenbahnen führen. Wegen der damit einhergehenden Energieverluste sind sie heute anders zu bewerten als noch vor zwei Jahren. Die Einführung des Deutschlandtickets hat einmal mehr den hohen Stellenwert der Digitalisierung unterstrichen. In der SUMO geht es aber nicht allein um den kundenorientierten elektronischen Vertrieb. Es sollen auch digitale Plattformen zur Berechnung von Fahr- und Dienstplänen entstehen, die von allen Partnern gleichermaßen genutzt werden können. So lassen sich bei Bedarf sogar regional übergreifende Fahrpläne berechnen. Potenzial für eine Zusammenarbeit sehen die Verantwortlichen auch beim komplizierter werdenden Prozess zur Beschaffung neuer Fahrzeuge oder der Entwicklung von Baugruppen für Ersatzteile, die auf dem Markt schwer verfügbar sind. Hier gibt es mit der Hauptwerkstatt in Leipzig Heiterblick der LVB einen leistungsfähigen Entwickler.

Ulf Middelberg, Sprecher der LVB-Geschäftsführung: "Uns ist es wichtig, dass die SUMO unsere Unternehmen zu echten Partnern macht. Eine nachhaltig gelebte Kooperation verbessert gerade in der aktuellen Krise unsere Zukunftschancen und hilft, Jobs zu sichern. Wir wollen unsere Kosten senken und immer besseren Service für unsere Kunden bieten." Die Leipziger Verkehrsbetriebe engagieren sich in dem gemeinsamen Projekt in allen sechs Teilprojekten. Um in der aktuellen Situation Energie einzusparen, setzten die LVB außerdem Sofortmaßnahmen um. Zum Beispiel wurden die Innenraumtemperaturen in den Fahrzeugen abgesenkt und der Bedarfshalt bei Straßenbahnen eingeführt. Damit konnten die LVB 2022 die gesetzlichen sowie städtischen geforderten Energieeinsparungen von 15 Prozent erreichen. Weitere Optimierungen sind angelaufen: So werden die Betriebshöfe auf LED-Beleuchtung umgebaut. Ein Energieteam erarbeitet die Maßnahmen, mit Hilfe einer Zertifizierung werden die Ergebnisse regelmäßig überprüft. Während in Dresden und Leipzig die ersten Elektrobusse im Linienbetrieb fahren und auch eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur aufgebaut wurde, setzt die CVAG erfolgreich auf Hybridbusse mit Biomethanantrieb. In Zukunft sollen zwei ebenso umweltfreundliche Wasserstoff-Busse getestet werden. "Das Ergebnis aus dem Praxiseinsatz unserer Busse tauschen wir gern mit den Dresdnern und Leipzigern aus und möchten im Gegenzug natürlich alles darüber wissen, wie sich deren Elektrobusse im Alltag bewähren", so CVAG-Sprecherin Juliane Kirste zum erhofften weiteren Nutzen der SUMO. Auch Speditionen suchen bei LKW nach der besten Antriebstechnologie für die Zukunft. Durch SUMO erschließen wir für unsere Entscheidungen im ÖPNV hochvertrauliche Daten und Praxiserfahrungen ohne alles an dreimal zu machen. Eine Zusammenarbeit ist auch in der Fahrerschulung und Ausbildung gefragt. In Chemnitz besitzen beispielsweise alle Busse ein Fahrerassistenzsystem, das Hinweise zum Energieverbrauch liefert. Für den energiesparenden Einsatz des Gaspedals müssen die Busfahrer geschult werden. Doch das System und die Ausbildung lassen sich auch in den anderen Städten anwenden. Die drei Fahrschulen stehen bereits im Austausch.

 

nach oben