„Dass wir hier, auf meinem alten Arbeitsgelände, mal ein
neues Heizkraftwerk mit modernster Gastechnologie und potenzieller Wasserstofffähigkeit errichten, hätte ich nie für möglich gehalten“, sagt Wagner. Seit 2019 wächst nur wenige Meter von seiner alten Halle entfernt das neue HKW Leipzig Süd rasant
in die Höhe. Ende des Jahres soll es am Netz sein, sagt dessen Projektleiter Thomas Brandenburg. Es wird dann eine elektrische Leistung von 125 Megawatt haben. „Zum Betreiben benötigen wir ein Dutzend Personen“, so Brandenburg. Wagners Belegschaft zählte damals 250 Kollegen – für eine Leistung von 50 Megawatt.
Von der Kohle zum Wasserstoff
Das neue Kraftwerk steht für
Leipzigs nachhaltige Fernwärmezukunft. Für Leipzigs Braunkohle-Vergangenheit steht das Nachbargebäude mit der Ziegelsteinfassade und dem abgebrochenen, einst 140 Meter hohen Schornstein: Wagners alter Arbeitsplatz. Den sogenannten Standort Süd hatten die Städtischen Elektrizitätswerke zwischen 1908 und 1910 errichtet. Fast direkt vorm Werkstor lag die Wohnung, in die Wagners Familie 1963 zog. Schaute der kleine Helge über die Fritz-Austel-Straße (heute Bornaische), konnte er gegenüber das rauchende Kraftwerk sehen – und die nahe Brücke über die Eisenbahngleise. „An der Kraftwerks-Haltestelle kam die Kohle an und wurde die Asche abtransportiert. Es gab eine feuerlose Lokomotive, die per Dampfspeicher betrieben wurde. So konnte kein Funkenflug die Kohle entzünden. Wenn die Lok unter der Brücke hindurchfuhr, haben wir uns als Kinder in den Dampf gestellt.“